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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
104.1985
Seite: 314
(PDF, 41 MB)
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der Beseitigung der Schuttberge bis in die fünfziger Jahre zu verdeutlichen. Schon bald nach
der Besetzung Freiburgs am 21. April 1945 ordneten die Franzosen den Zwangseinsatz von
Schülern und Jugendlichen an, um die wichtigsten Straßen der Innen- und Nordstadt freizu-
räumen. Erst am 12. Februar 1947 konnte eine Feldbahn zur Schuttabräumung eingesetzt
werden.

Mehrere Textteile des Buches sind aus früheren Publikationen wiederabgedruckt, wie z. B.
aus den Veröffentlichungen von F. Schneller „Freiburg gestern und heute" und J. Sauer
„Zum Untergang Alt-Freiburgs und Breisachs 1944/45", in: „Schau-ins-Land" Bd. 82 von
1964. Bestechend sind die Erklärungen und Begründungen des früheren Freiburger Oberbaudirektors
Joseph Schlippe in seinem wiedergegebenen Bericht „Wie Freiburg wiedererstehen
soll" zur Entscheidung, die gleichsam zerstörte Stadt nicht „wie eine Filmstadt" als „Kopie
des Untergegangenen" wiederaufzubauen (S. 136).

Wenn man auch in Einzelfällen einen getreuen Wiederaufbau vornehmen konnte, so hatte
man doch grundsätzlich „keine Lust mehr zu Stilmaskeraden" schreibt Schlippe. Die beiden
als Anhang wiederabgedruckten Aufsätze Schlippes über „Freiburgs Baudenkmäler und ihre
Wiederherstellung" von 1959 und 1960 bezeugen nachhaltig die nicht immer auf Zustimmung
gestoßene, jedoch durchgeführte Orientierung des Wiederaufbaus der Breisgaustadt
nach den historischen Grundvorstellungen anhand des spätromanischen Zähringer Stadtgrundrisses
.

Zum 40. Jahrestag des Bombenangriffs haben Verlag und Herausgeber einen zweiten Band
des „Trümmerbuches" vorgelegt, in dem nun auch jene Freiburger Stadtteile mit ihren Zerstörungen
umfangreicher und detaillierter vorgestellt werden, für die im ersten Band noch
kaum Bildmaterial vorhanden war. 205 schwarzweiße und 25 Farbbilder — größtenteils aus
privatem Besitz — werden durch diese Publikation erstmals einem breiten Interessentenkreis
zugänglich gemacht. Die Farbbilder lassen jedoch — bedingt durch die Sommeraufnahmen
mit blauem Himmel — nur schwer den Eindruck der umfassenden Zerstörung aufkommen;
sie bieten eher „schöne Farbaufnahmen" und weniger erschütternde Zeugnisse über die grausame
Zerstörungskraft des totalen Luftkrieges.

Der Bildteil des zweiten Bandes wird ergänzt durch den Wiederabdruck mehrerer zeitgenössischer
Berichte über die Behebung der Zerstörungen am Münster sowie über die persönlichen
Erlebnisse in der Bombennacht, in den ersten Tagen danach und beim Dienst als Flakhelfer
bei der einzigen im Stadtgebiet vorhandenen, jedoch am 27. November 1944 nicht zum
Einsatz gekommenen Heimatflakbatterie, da die feindlichen Flugzeuge aufgrund ihrer Flughöhe
von den leichten Flugabwehrkanonen nicht erreicht werden konnten.

Bedenklich erscheint die vom Herausgeber zu verantwortende, unkorrigierte Wiedergabe
von Spekulationen und unrichtigen Hinweisen, da sie die sachkundige Erhellung der Tatbestände
nur erschweren und zur Grundlage neuer Spekulationen werden können. So wird die
Behauptung aufgestellt, Großbunker wären für die Bevölkerung Freiburgs unter anderem
deshalb nicht errichtet worden, weil bis in die Spitze der Stadtverwaltung die Überzeugung
bestanden hätte, „der Stadt drohe keine Gefahr ungewöhnlichen Ausmaßes" (F. Schneller,
S. 159). Richtig ist vielmehr, daß die Freiburger Stadtverwaltung während des ganzen Krieges
sehr wohl die besondere Gefahr von feindlichen Luftangriffen für die grenznahe Stadt erkannte
, jedoch vergeblich um einen besseren Bunkerausbau und Luftschutz bei den Reichsbehörden
, die dafür nämlich finanziell und damit erstranging zuständig waren, nachsuchte.

Ärgerlich und unverständlich ist auch die vom Herausgeber aufgenommene Feststellung
einer Aussage, „eine blaue Riesentraube" von Leuchtkugeln sei von den britischen Fliegern
als Schutzzone für das Münster markiert worden; demnach sei „auch mit Willen des Feindes
dieses erhabene mittelalterliche Bauwerk erhalten geblieben" (S. 166). Ein Einblick in die zugänglichen
britischen Akten oder neuere Militärgeschichtsschreibung hätte rasch die Unrichtigkeit
und Unmöglichkeit dieser Behauptung ergeben.

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