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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0046
Funktionsbestimmung als Wohnhaus, auch mit möglichen Verwaltungsaufgaben,
wird offenkundig, wobei insgesamt der Charakter des Gebäudes weniger durch
optische Merkmale eines barocken Repräsentationsbaus bestimmt wird, als vielmehr
durch schlichte Sachlichkeit und den praktischen Notwendigkeiten eines bescheidenen
, wenn auch für Emmendinger Verhältnisse respektablen Herrenhauses.

Die Symmetrie des rechteckigen Grundrisses wird im Erdgeschoß scheinbar hervorgehoben
durch eine verstärkte Rückwand des Mittelbaus (Westseite) im Vergleich
zu den schmaleren Nord- und Südseiten und der Fassadenwand. Die
bemerkenswerte Stärke dieses Mauerabschnittes, die auch noch in den Plänen von
1914 und 1979 wiederkehrt, war jedoch von vornherein wohl kaum geplant
gewesen, da sie statisch nicht notwendig ist, sondern sie wird in einer früheren
Funktion begründet sein. Als hypothetische Erklärung bietet sich eine Möglichkeit
an, die allerdings nicht konsequent rekonstruiert werden kann: Wenn man davon
ausgeht, daß die Landvogtei durch Kriegsereignisse des 17. Jahrhunderts zerstört
worden ist und danach ein Neuaufbau an gleicher Stelle notwendig wurde, ist es
vorstellbar, daß sich in der stärkeren Rückwand Reste eines Vorgängerbaus verbergen
, die bei dem Neubau in einer zweiten Verwendung übernommen wurden.
Dafür könnte auch sprechen, daß allein der Mittelbau des „Schlosserhauses"
nicht unterkellert war,169 also vielleicht der Lage eines älteren Gebäudes entspricht
.

J. G. Schlosser (1739 —1799) bewarb sich 1773 um eine Stelle im Dienste des
Markgrafen Karl-Friedrich. 1774 trat er als Oberamtmann an die Verwaltungsspitze
der Markgrafschaft Hachberg und bezog im selben Jahr mit seiner Frau Cornelia
, geb. Goethe, die Landvogtei in Emmendingen.170 1778 erwarb er das Anwesen
als seinen Privatbesitz. Leider sind uns aus dieser Zeit, als Schlossser in Emmendingen
wohnte, weder Bestands- oder Umbaupläne, noch amtliche Vermerke
oder etwa schriftliche Nachrichten aus der Feder Schlossers selbst überliefert. Es
kann jedoch davon ausgegangen werden, daß Schlosser den Bestand übernahm, so
wie ihn Schrotz gezeichnet hatte, und ihn dann dem Zeitgeschmack des ausgehenden
18. Jahrhunderts und seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten gemäß veränderte
.171 Die äußere Aufteilung und innere Gliederung des Hauses wird sich dabei
nicht wesentlich geändert haben, da man noch heute das Prinzip der Staffelung der
Räume und Flure aus der Zeit von Schrotz erkennen kann (Abb. 23 und 24).172

Auch für das gesamte 19. Jahrhundert läßt sich der Bestand des „Schlosserhauses
" nicht mit Grund- oder Aufrissen dokumentieren. Es gibt nicht einmal
Ansichten des Gebäudes, obwohl es doch z. B. über 80 Jahre im Besitz der Familie
Stuck blieb, die sicherlich eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen
Leben der Stadt gespielt hatte. Allein die bereits zitierten Archivalien geben uns
eine vage Vorstellung von der Größe des gesamten Anwesens bzw. dessen Verkaufsund
Versicherungswert in dieser Zeit.

Die nächste Bauaufnahme ist nach der Zeichnung von Schrotz erst in den Um-
bauplänen von 1909 der „Mittelbadischen Brauereigesellschaft Zum Greifen AG"
überliefert, die innerhalb der Südhälfte des Erdgeschosses Veränderungen der
Büroräume vornahm.173 Aus dem Jahr 1909 datiert auch der Südeingang und der
„Wintergarten des Direktors" auf der Rückseite mit eigenem Eingangsbau.

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