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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0235
und Feiertagen etwa folgendes Bild: Morgens 5 Uhr begannen die Metten mit Laudes
(außer an Weihnachten, wo die Laudes nach dem Engelamt gehalten wurden, ferner
an den Kartagen, Ostern und Fronleichnam, wo sie abends bzw. am späten Nachmittag
stattfanden), 6 Uhr die Frühmesse, dann die kleinen Hören {h 8 Uhr Hochamt,
nachmittags 2 Uhr Vesper und Complet. Von Michaeli [29. September] bis Georgi
[23. April] waren Frühmesse und Amt eine halbe Stunde später. Die Ordnung des
Chorgottesdienstes oblag dem Dekan.

Aus einer Entzifferung der Bezüge des Sigristen Anton Eiseies vom 24. Juni 1750
und einer gleichzeitigen Instruktion lag zu dieser Zeit des Mesners Lehrtätigkeit nur
auf dem Gebiet des Gesanges. Daraus könnte geschlossen werden, daß der 1749 angestellte
Versuch, den Unterricht in der Instrumentalmusik an zwei andere Lehrherren
zu übergeben, geglückt war. Eisele erhielt für das Orgelschlagen 20 fl; für die Instruktion
der Knaben im Gesamg 14 fl. 6 Batzen und für das Choralsingen in der
Stiftskirche 10 fl. Auch nur für ihn galt die zur gleichen Zeit erlassene Instruktion
die Schüler in der Figuralmusik [mehrstimmiger Gesang] auch mit dem Gesang von
Messen und Arien zu lehren, daß auf dem Chor keine sonderlichen Hauptfehler sich
äußern möchten, wiewohl man nicht dawider ist, daß an Sonn- und Feiertagen von
den Lehrknaben abwechslungsweise eine Arie gesungen werde, damit diese beherzter
werden. Inmassen ein solches den Lehrjungen, wenn selbe auch ihre Eltern sehen,
daß sie hervorgezogen und den Nutzen handgreiflich verspüren, frischen Mut und die
Lehrzeit ganz unverdrießlich, ja nur Eifer macht, daran einem löblichen Stift sehr viel
gelegen und im mindesten nicht zugegeben wird, daß hierin saumselig gehandelt, mithin
der Gottesdienst verringert und schlecht gehalten werde.53 Das Kapitel wollte jedoch
dem Sigristen nicht nur mit schönen Worten Mut machen, es entschloß sich
auch am 4. August 1750 seine Bezüge um jährlich 50 fl. zu erhöhen. Dafür sei er
allerdings schuldig für die Instruktionsstube [im Chorregentenhaus] das nötige
Brennmaterial und die Lichter aus seinen Mitteln zu bestreiten.54

Die stiftische Musikschule bestand somit aus drei Lehrkräften und das Orchester
hatte viele Gelegenheiten seine Kunst im Dienste Gottes und zur Freude der Menschen
hören zu lassen. Zunächst einmal wurden — und das bis 1939 — an allen Sonn-
und Feiertagen, mit Ausnahme der Advents- und Fastenzeit im Hochamt musizierte
Messen aufgeführt. Dann gab es außer der Reihe musikalische Jahrtagsämter, Siegesfeiern
, Namenstagsfeste des Kaisers bzw. der Kaiserin. Trauergottesdienste für die
Landesherren, Teilnahme an Wallfahrten, Karfreitag bis zum Jahre 1768 die Mitwirkung
bei den Passionsspielen, wobei im letzten Akt vor und nach der Kreuzigung die
Musik zu spielen hatte. Später, als diese Spiele unterblieben, trat an deren Stelle für
die Musiker eine Trauermusik am hl. Grab in der Kirche. Auch von Nachtmusiken
ist einmal die Rede 1793 von einer Neujahrsmusik.55 Leider sind alle Musikalien
restlos verloren gegangen, so daß wir über das zur Verfügung stehende Repertoir keinerlei
Vorstellung haben. Auch über die Instrumentierung liegen keinerlei Unterlagen
vor. Soviel aus gelegentlichen Vermerken zu entnehmen ist, waren bei einem musizierten
Amt alle Geistlichen mit Ausnahme des zelebrierenden auf der Musikempore
versammelt. Als Leviten wurden notfalls Kapuziner- oder Franziskanerpatres beigezogen
. Die geistlichen Herren spielten Streichinstrumente, während die Bläser aus
weltlichen Musikern genommen wurden. Als 1769 Franz Joseph Birsner zur Propst

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