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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0239
um einen Coadjutor bat, und sich deshalb hilfesuchend an den breisgauischen Prälatenstand
gewendet hatte. Die Mißhelligkeiten gingen bis tief in die Bevölkerung. Die
streitenden Parteien suchten sich gegenseitig durch Verbreitung von Schmähschriften
zu bekämpfen. Es sollte aber noch bis zum Jahre 1805 dauern, bis endlich eine
jüngere Hand die Leitung des Stifts übernahm.64

Bezüglich des Musizierens liegen zwei Notizen vor, von denen jede gleich merkwürdig
erscheint. Kanonikus Brugger, der derzeit Chorregent war, ließ am 25. Mai
1796 auf der städtischen Ratskanzlei der Stadt gehörende Musikinstrumente zurückgeben
, die hernach dort wieder in Verwahrung genommen wurden.65 Ob diese nun
für den vorangegangenen Fronleichnamstag von der Stadt benötigt wurden, geht aus
dem Protokolleintrag nicht hervor. Er gibt jedoch einen bis dahin nicht bekannten
Hinweis auf eine bisher nur einmal erwähnte Stadtmusik. Genau so merkwürdig erscheint
in einem Verzeichnis der auf dem Kirchenchor vorhandenen Musikinstrumente
aus dem Jahre 1810 der Vermerk: Auch haben anno 1797 dem französischen
Militair mehrere blasende Instrumente, so zur türkischen Music gebraucht worden,
abgegeben werden müssen, welches Herr Pfarrer [Brugger] in Oberwinden bekannt
.66 Nun aber lagen, soweit bekannt, im Jahre 1797 in Waldkirch keine französischen
Einheiten mehr. Solche waren am 17. Juli 1796 hier eingedrungen, wurden aber
bei dem Gefecht bei Bleibach wieder aus dem Lande vertrieben. Nur in dieser Zeit
hätte es möglich sein können, daß die Franzosen in Waldkirch ein Musikkorps eingerichtet
haben könnten. Hierüber stehen keine Nachrichten zur Verfügung.

Das Stift geht in der Säkularisation unter
nicht aber die Kirchenmusik und die Musikschule.

Nach innen zerstritten, nach außen von anderen zerstörerischen Mächten bedroht,
schritt das St. Margarethenstift ins 19. Jahrhundert. Ein Hoffnungsschimmer leuchtete
auf, als durch die Resignation des alten Propstes Franz Joseph Birsner der Prälatenstuhl
frei und durch die Wahl am 7. März 1805, der seitherige Kanonikus und Kantor
am Chorherrenstift Zurzach, Karl Johann Nepomuk von Hauser, neuer Propst
wurde. Hauser war für Waldkirch ein unbeschriebenes Blatt. Ihm wurden große Fähigkeiten
nachgesagt und auch, daß er als Neffe des Regierungspräsidenten Hermann
von Greiffenegg gute Beziehungen nach oben hatte. Doch diese nützten dem Stift
recht wenig. Was kommen mußte, kam. Der Zusammenbruch der alten staatlichen
Ordnung war nicht mehr aufzuhalten. Als am 26. Dezember 1805 der Breisgau an den
Markgrafen Karl Friedrich von Baden gekommen war, schlug den Klöstern und Stiften
im Breisgau die Sterbestunde. Freilich hatte sich der neue Landesherr zu seinen
vielfältigen Verpflichtungen gegenüber den „Säkularisationsgeschädigten" auch die
eingehandelt, daß er künftig Mittel zur Unterhaltung des Kultus bereitzustellen hatte.
Damit war, außer dem Chorgottesdienst, der Fortbestand des Gottesdienstes in der
bisherigen Weise gewährleistet. Eine Zusicherung, die auch tatsächlich weitgehend
eingehalten wurde.67

Ein anderer Behördenapparat als der bisherige trat auf. Er reagierte nicht anders
als das Behörden zu tun gewohnt waren und es noch sind. Die ersten Reformbemühungen
galten, wie könnte es anders sein, den Kleinen im Land. Das waren in diesem

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