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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0254
den Beginn einer neuen Stunde mit Trompetenschall zu verkünden. Für einen Achtstundentag
wäre er mit dieser Arbeit voll beschäftigt gewesen. Um diese kostbare Arbeitskraft
auszunützen, bekam der Turmbläser auch eine Tagesarbeit zugeteilt. So
hatte er u. a. die Wirte zu mahnen, das fallige Umgeld (eine Getränkesteuer) zu bezahlen
oder aber den Kornmesserdienst zu versehen. Oft gab es Klagen über unzuverlässige
Dienstführung. Im Jahre 1632, als die Vorboten des schwedischen Krieges
sich der Stadt näherten, wurde sowohl den vier Nachtwächtern, als auch dem Turmbläser
vorgeworfen den Wachtdienst unfleißig zu versehen. Auf dem Rathaus traute
man dem Diensteifer des jeweiligen Trompeters wenig zu. So kam 1636 ein neuer
Stellenbewerber angereist, ging zu Obervogt Aescher und ließ ihn seine Kunst hören.
Dieser, ein alter Haudegen war zufrieden mit dem was er hörte und empfahl ihn bei
Bürgermeister Weinbrenner zur Anstellung. Der Stadtrat nahm ihn bei monatlicher
Kündigung auf. Doch bezüglich des Kornmesserdienstes hatte der Rat, wohl durch
schlechte Erfahrungen gewitzigt, seine Bedenken. Der Turmbläser wurde ermahnt
diesen Dienst in eigener Person auszuüben und nicht seine Frau hinzuschicken. Doch
man wollte es auf dem Rathaus mit dem neuen Künstler nicht verderben und billigte
ihm zu, daß, wenn er diesen Dienst nicht verrichten könne, man sich um eine andere
taugliche Person umsehen wolle. Es vergingen keine zwei Wochen. Der Trompeter
verlangte, ihm wiederum Holz zu verabfolgen. Doch man war ihm nicht mehr gewogen
, denn der Musikus schickte tatsächlich seine Frau zum Kornmessen. Durch ihr
böses Mundwerk aber verärgerte diese die Leute. Weil das Musikantenweib so mundfertig
war, stellte sich der Rat auf den Standpunkt, der Trompeter habe eine starke
Frau und eine Magd. Diese sollten zusammen in die Wälder gehen und das begehrte
Holz holen. Der Kornmesserdienst wurde ihr entzogen. Alles in Allem. Die Turmbläser
waren unstete Leute. Sie wechselten ihren Dienst oft schneller als das Hemd.
Sie liebten Wein, Weib und Gesang und ließen gerne den Herrgott einen guten Mann
sein. Jedenfalls hielten sie von ernsthafter Arbeit herzlich wenig. Sie kamen aus allen
Gegenden angereist, die meisten um bald wieder zu verschwinden. Ihre Heimat war
in Franken, Vorarlberg, Schweiz und dem Elsaß. Das ging so bis zum Jahre 1662.
Da wurde es dem Stadtrat zu bunt und er entledigte sich des kostbaren Trompters für
alle Zeiten. Die Trompetensignale vom Oberen Turm verstummten, doch sorgten die
Stadtväter, daß ihre Bürger und sie selbst jede Nacht deutlich vernehmen konnten,
was die Stunde geschlagen hat. Zudem war in dem kleinen Städtchen auch die Glocke
auf dem Diebsturm überall deutlich zu vernehmen. Statt der Trompetenklänge in der
Nacht fand der Stadtrat eine Patentlösung, die bestimmt nicht zu überhören war. Er
verfügte, daß jeder Wächter, der gerade den Dienst tat, sobald die Uhr schlägt, an
dem Oberen Torturm [gleichnamig für den Diebsturm] drei starke Streiche tun und
der Wächter daraussen wiederum antworten, hierzu etliche verordnete Ratsfreunde
ernstliche Achtung zu geben haben.92 Merkwürdig, auch diese heftigen akkustischen
Ankündigungen zermürbten die Nerven der Bürger wie es scheint, nicht erheblich.

Es gab aber auch eine überörtliche Organisation mit Musikausübenden, die zu
Waldkirch in enger Verbindung stand. Schon bald nach dem Westfälischen Frieden
begann Osterreich mit dem Wiederaufbau der Landesverteidigung. Sie vollzog sich
im Breisgau im Rahmen von 8 Fahnen. Einer von ihnen war der Waldkircher. In der
Regel bestand ein Fähnlein aus 300 Mann. In den Erfassungslisten der Wehrfähigen

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