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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0264
neue zu beginnen.111 Der dienstbeflissene Beamte ahnte wohl neue Unruhen, die mit
Katzenmusik angekündigt wurden.

Die Wogen glätteten sich in Waldkirch, wie überall, und auch die alte Instrumentalmusik
erschien bald wieder an der Öffentlichkeit. Als Musik des ehemaligen Bürgermilitärs
begegnet sie 1851 wieder in amtlichen Quellen. Es vergingen Jahre bis sich
die jetzt allgemeingültige Bezeichnung „Stadtmusik" einbürgerte. Das war auch weiter
gar nicht schlimm, denn das, was zu einer guten Musikervereinigung in erster
Linie gehört, brauchbare musikalische Leistungen, hatte auch die in Zivil auftretende
Musik aufzuweisen. Dafür sorgte Kapellmeister Kienzle. Mit der stolzen Uniform
aus der Napoleonischen Zeit schien auch der Schellenbaum ausgedient zu haben. Als
Ersatz wurde jetzt der Musik eine Fahne vorangetragen. Wann sie angeschafft wurde
und wie sie aussah, dafür steht kein Beleg zur Verfügung. Ein Gemeinderatsbeschluß
vom 17. Mai 1861 läßt aufhorchen. Am Fronleichnamsfest hatte wie üblich die Stadtmusik
an der Prozession teilgenommen. Der fragliche Ratsbeschluß setzt pro Mann
der Musik eine Vergütung von 1 fl. fest und für den Fahnenträger, der keine musikalische
Funktion zu erfüllen hatte, ebenfalls 1 fl. Diese Aufwertung seiner Tätigkeit
hatte gewiß ihren Grund. Nach der Auflösung des Bürgermilitärkorps, im Jahre 1848
kam dessen 1819 erworbene Fahne mit den anderen Requisiten auf den Rathausspeicher
. Dieser Fahne, die auch gleichzeitig als Stadtfahne galt, wurde nachgesagt, sie
sei durch schwere Stickereien auf dem Fahnentuch ungewöhnlich gewichtig gewesen,
weshalb sie niemand gerne tragen wollte. Bei der in manchen Dingen geradezu spartanisch
geübten Sparsamkeit ist nicht auszuschließen, daß anstelle des Schellenbaums
eine, und zwar die alte Stadt- bzw. Bürgermilitärfahne, in den vorläufigen Besitz der
Stadtmusik überging. Aus den bekannten Ursachen verlangte der Träger, der Schwere
des Objekts wegen die gleiche Vergütung, wie sie den Musikern zukam. Daß es sich
um keine Neuanschaffung handelte, geht auch daraus hervor, daß durch Beschluß
vom 9. Oktober 1862 der Industrielehrerin Kreszentia Hoch für Ausbesserung der
städtischen Musikfahne nebst Auslagen für Seidenzeug eine Vergütung von 6 fl. 6 xr.
gegeben wurde. Wie lange sich die Stadtmusik dieses Schmuckstücks bediente, ist
nicht bekannt. Im Jahre 1875 aber, als der Veteranen verein eine Fahne brauchte, überließ
die Stadt ihm die alte Fahne des Bürgermilitäres solange, bis der Verein 1889 sich
eine neue beschaffte. Die alte mußte der Stadt zurückgegeben werden und ist seitdem
verschollen. Aber auch zu einer Uniform kamen die städtischen Musikanten recht
bald wieder. Im Jahre 1866 bildete sich als neue Wehrorganisation, eine Freiwillige
Feuerwehr. So ging es nicht mehr lange, bis sich die Stadtmusikanten dazu herbeiließen
, und dabei dem Vorbild anderer Städte folgend, künftig als Feuerwehrmusik aufzutreten
. Da es damals gewissermaßen zur Mannesehre gehörte, sich in einer
schmucken Uniform vor der Öffentlichkeit zu präsentieren, vertauschen die Waldkir-
cher Musikanten den Tschako von anno dazumal mit einem blanken Messinghelm mit
rotem Roßschweif. Diese Uniform wurde bis zum Zweiten Weltkrieg beibehalten.

Es kam zur damaligen Zeit recht selten vor, daß die Presse von musikalischen Darbietungen
Notiz nahm. Und bei der Stadtverwaltung entstanden nur dann Akten,
wenn zu deren Sammlung sich ein besonderer Anlaß bot. Ein solcher bot sich im
Jahre 1880. Kapellmeister Carl Kienzle war schon über 68 Jahre alt geworden, als
er am 28. Dezember 1880 dem Bürgermeisteramt seinen Rücktritt anbot., Rück-

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