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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0281
tet. Hand in Hand mit der Vervollkommnung des rein technischen Aufbaus geht der
Ausbau von Tonumfang und Abwechslung im Klangkörper. Während man in den Anfangszeiten
der Drehorgel noch mit wenigen Tönen auskommen konnte und man sich
bei einer Fortestelle lediglich nach Möglichkeit mit der Verdoppelung der Töne begnügte
, kam man im Lauf der Entwicklung zu völlig chromatischen Tonreihen und
durch Registerschaltungen zu Klangwirkungen, die eine Wiedergabe von Werken von
Wagner, Liszt, Weber, Verdi u. a. in einer Form gestatteten, die mit der des zu Unrecht
verpönten Leierkastens nicht mehr verglichen werden konnte.

Wenn im Waldkircher Heimatlied vom Orgelbau ein zweites Mal die Rede ist, kann
für manchen der Eindruck kleinbürgerlicher Überheblichkeit entstehen. Es wird gesagt
, bzw. gesungen: „Auf allen Märkten weit und breit ruft uns die Orgel zu, die
Stadt, die mich gesendet hat, mein Waldkirch das bis du*'. In Wirklichkeit hat in diesem
Fall der Lokalpatriotismus gewiß nicht über die Stränge geschlagen. Die Stammfirma
Gebrüder Bruder lieferte überwiegend ins Ausland, nach den USA, Australien,
Dänemark, Italien und zum Teil auch in die Schweiz. Vor den Ersten Weltkrieg unterhielt
dieses Unternehmen in Hannover und hernach in Kopenhagen einen Filialbetrieb
. Wilhelm Bruder Söhne belieferte vorzugsweise Deutschland, lieferte aber auch
nach England und nach Österreich. Ignaz Bruder Söhne, die anfanglich Orgelwerke
in allen Größen herstellten, befaßten sich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg in der
Hauptsache mit kleinen tragbaren Orgeln, die zum Teil nach Südamerika geliefert
wurden. A. Ruth & Sohn hatten ihre Kunden zunächst im Deutschen Reich, dann
aber auch in der Schweiz und Holland, ein kleiner Teil ging nach Amerika. Aber
auch die Franzosen A. Gavioli & Co. bzw. seit 1908 deren Nachfolger Limonaire Fre-
res, waren mit ihren Erzeugnissen in Deutschland, Österreich-Ungarn, Schweiz,
Dänemark und Amerika vertreten.

Der Erste Weltkrieg, und vor allem sein unglücklicher Ausgang, brachte für den
Waldkircher Orgelbau eine starke Zäsur, von der er sich nie mehr erholte. Ignaz Bruder
Söhne nahmen die Produktion nicht mehr auf. Limonaire Freres wurden im
Krieg als Feindvermögen beschlagnahmt, für die noch arbeitenden Fabriken war der
Auslandsexport zunächst völlig gesperrt. Die deutsche Wirtschaft lag darnieder.
Doch zäh und verbissen gingen die noch bestehenden Betriebe wieder ans Werk. Sie
suchten viele Schwierigkeiten zu überwinden, doch die Hände waren ihnen allein
schon vom Absatzmarkt her gebunden. Es entstanden trotz allem zu vielen kleinen
auch noch große Werke, sogar der Export nach Ubersee nahm zaghaft einen erneuten
Anfang. Neuerungen auf dem Gebiet der Elektronik machten die zwar schönen, aber
in der Pflege und im Transport teuren Orgeln auf den Messeplätzen in zunehmendem
Maße entbehrlich. Für den Versuch durch eine Umstellung der Produktion den Schaden
aufzufangen, fehlten bei den Unternehmern die notwendigen Voraussetzungen.
Nach dem 31. Dezember 1931 hatten alle Fabriken geschlossen. Es fehlte gewiß nicht
an Versuchen, einen Neubeginn in die Wege zu leiten. Diese scheiterten aber nicht
zuletzt an der Uneinigkeit der einzelnen Firmeninhaber.

Der Zweite Weltkrieg ging vorüber und immer noch war aus Waldkirch kein Orgelton
mehr zu hören. Da kam, zum zweiten Mal von Hab und Gut verjagt, ein alter
Waldkircher in seine Heimat zurück. Carl Frei war 1910 in die Welt gezogen, um zunächst
in Antwerpen ein Orgelbauunternehmen zu gründen. Er hatte Erfolg. Doch

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