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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0306
Schwabentor, den Nagelbaum zu versetzen, wußte aber nicht wohin. Also blieb er
dort stehen, wo er benagelt wurde, als „ein ergreifendes Denkmal der Hilfsbereitschaft
Tausender in schwerer Kriegszeit". Als sich 1932 Witterungsschäden bemerkbar
machten, verbrachte man den Baum in den Hof des ehemaligen Naturkundemuseums
in der Talstraße 12, da „die Eiche" dort „den Witterungseinflüssen nur
schwach unterworfen" sei.

Ende März 1933 bemängelte ein Leser unter „Eingesandt" in der „Breisgauer Zeitung
", daß „dieses städtische und nationale Wehrzeichen" (sie) aus einer „heldischen
Epoche des Ringens gegen eine Welt von Feinden" keine würdige Aufstellung gefunden
habe und daß man den „Hindenburg-Baum" wieder an dem alten Platz oder an
einer anderen würdigen Stelle aufstellen müsse, weil er an „große geschichtliche Vergangenheit
mahne".10 Der nationalsozialistische Oberbürgermeister Freiburgs hat
auf diesen Leserbrief hin die Chefs von nicht weniger als vier städtischen Ämtern,
Hochbauamt, Tiefbauamt, Forstamt und das Elektrizitätswerk Abt. Straßenbahn, zur
Berichterstattung aufgefordert. Das Ergebnis war: der Baum könne zum Osterfest
1933 wieder an dem alten Platz aufgestellt werden, jedoch ohne Schutzdach, da ja
das Wiener Urbild auch schon so vielen Jahrhundertern ohne Schutzdach getrotzt
habe. Für die „Breisgauer Zeitung" vollzog sich die Wiederaufstellung viel zu stillschweigend
.11 Aus der Bürgerschaft kam die Anregung, den wiederaufgestellten
Baum mit einem Gitter einzufrieden, damit nicht „Lausbuben" die Nägel herausziehen
oder ihre Notdurft an dem Baum verrichten könnten. Aber dazu hätte man, wie
das Hochbauamt befand, in dessen Obhut der Nagelbaum nun gegeben war, ein
mannshohes Gitter anbringen müssen, was der optischen Wirkung wiederum Ab-
bruch getan hätte. So wurde das Forstamt beauftragt, die Schnittflächen der Aste von
Zeit zu Zeit mittels Baumwachs gegen eindringende Feuchtigkeit zu schützen.

Im September 1936 nahm sich „Der Alemanne" des Nagelbaums an, weil „schon
wieder ein abgebrochenes Aststück auf der Straße lag". Das „Kampfblatt der Nationalsozialisten
Oberbadens" empfahl, das Denkmal zu versteinern, um dieses „Wahrzeichen
deutschen Opferwillens" zu erhalten.12 Nun fühlte sich der Freiburger
Oberbürgermeister, vordem Schriftleiter des „Alemannen", herausgefordert, weil er
aus der Zeitung die Folgen von Versäumnissen seiner Beamten habe erfahren müssen.
Schon beim ersten abgebrochenen Ast hatte er das Gartenbauamt angewiesen, sich
um den Baum zu kümmern, doch der Gartenbaudirektor verwies auf die Zuständigkeit
des Hochbauamts. Der Direktor des Hochbauamts war aber gerade in Urlaub,
und sein Sachbearbeiter wollte vor der Rückkehr seines Vorgesetzten nichts unternehmen
. Voller Grimm über die vermeintliche persönliche Blamage in der Öffentlichkeit
belegte der Oberbürgermeister nach dem Verhör durch einen Ratsherren den Direktor
des Hochbauamtes mit 50 Reichsmark Geldbuße, den Sachbearbeiter ohne Verhör
mit 40 Reichsmark, was jedoch in beiden Fällen nicht als Disziplinarstrafe in die Personalakten
einzutragen war. Lediglich ein Exempel hatte der Oberbürgermeister statuieren
wollen, um die städtische Beamtenschaft zu sofortiger Erledigung seiner Anweisungen
zu erziehen.

Was den Nagelbaum anbetraf, so sollte dieser jetzt nach einem Restaurierungsver-
fahren auf einem gemauerten Podest im Augustinermuseum Aufstellung finden. Uber
ein halbes Jahr dauerte die Konservierung und Präparierung des vier Meter hohen

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