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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0311
Symbole des Historismus und des Nationalstaates:
Freiburgs Kirchen in der Wiehre und im Stühlinger

Von

Walter Vetter

„Weltbürgertum und Nationalstaat" nannte Friedrich Meinecke, einer der großen
Historiker unserer Zeit, sein 1907 erstmals erschienenes Werk, das bis heute die
Schlüsseldarstellung zum Verständnis des 19. Jahrhunderts geblieben ist. Das Werden
der Nationalstaaten wie Belgien, die Niederlande und Italien, aber auch das
Deutsche Reich als kleindeutsche, von Österreich getrennte Lösung, prägten das
19. Jahrhundert genauso wie das durch Industrialisierung und durch die zunehmenden
Kommunikationsmöglichkeiten geförderte Weltbürgertum. Einher ging diese
Entwicklung mit einer Erstarkung des bürgerlichen Mittelstandes, dem es gelang,
seine im ausgehenden Mittelalter beherrschende Stellung in Politik und Wirtschaft
weitgehend zurückzugewinnen. Zollunionen und Gewerbefreiheiten bildeten den
rechtlichen Rahmen für diesen Fortschritt.

Stets war die Kunst, hier ist speziell die Architektur gemeint, Wegbegleiterin der
wirtschaftlichen und der politischen Verhältnisse. Die Rückbesinnung des Bürgertums
auf seine frühere Machtstellung und seine Tendenz zur Weltoffenheit verbunden
mit der Manifestation der eigenen nationalstaatlichen Identität förderten den
Rückgriff auf historische Stile, die sowohl Kontinuität als auch Symbolismus und
Zweckmäßigkeit ausdrücken sollten.

Seit rund zwei Jahrzehnten ist sich auch die Kunstwissenschaft einig in der Bewertung
und in der Benennung: Historismus heißt der Architekturstil zwischen
1830 und 1900, eingeteilt in drei Entwicklungsstufen und als eigenständige Kunstschöpfungen
sind diese Werke gleichfalls akzeptiert. Nur in wenigen Fällen, in
denen es nicht gelang, aus der Verbindung historischer Elemente ein eigenständiges
Kunstwerk zu gestalten, spricht man noch vom (unkünstlerischen) Eklektizismus.

Die drei Perioden des (gründerzeitlichen) Historismus umfassen den Romantischen
Historismus als früheste Form, der zeitgenössische „Rundbogenstyl", den
Strengen Historismus und als letzte Form den Späthistorismus, bei dem mehrere
historische Stile kombiniert und zu einer neuen künstlerischen Einheit verschmelzen
.

Für unser Thema ist nur der Strenge Historismus von Bedeutung, der schon früh
die Aufmerksamkeit erregte; gelten doch der Weiterbau der unvollendet gewesenen
gotischen Dome, wie in Köln, Ulm oder Regensburg und die Gestaltung (neu-) goti-

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