Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0330
Breisgaus hatten die josephinischen Reformen besonderes Gewicht. Die Publizistik war hier
sehr stark vom theologischen Rationalismus bestimmt, und die Universität Freiburg hatte erheblichen
Einfluß. In der Pfalz war die Lage recht diffus; hier wären am ehesten Anlehnungen
an Rousseau zu notieren. Mit dem Ablauf der Zeit politisierte sich die Diskussion kontinuierlich
. Die Formel von Freiheit und Eigentum wurde zunehmend unterstrichen, der Wert der
Pressefreiheit betont, mit der Forderung nach Unabhängigkeit der Justiz und nach Verläßlichkeit
des Rechts das Denken in rechts staatlichen Kategorien angebahnt. Trotz einer weitverbreiteten
antifeudalistischen Kritik wurde die gesellschaftliche Schichtung nicht eigentlich zur
Diskussion gestellt. Verfassungsfragen im speziellen Sinne wurden eher am Rande behandelt
— die Qualität der Verwaltung war für die Publizistik viel wichtiger —, und die Diskussion
hierüber war uneinheitlich. Einig war man sich in der Ablehnung der Demokratie; die Publizisten
mißtrauten dem einfachen Volk. Ebenso einig war man sich in der Verwerfung jeder willkürlichen
Herrschaft. Die Mehrheit der Publizisten meinte, daß der Wille des Monarchen Resultat
des vernünftigen Willens des größten Teils der Untertanen sein müsse. Aber niemand
machte den Vorschlag, diesen zusammengesetzten Willen zu institutionalisieren. Abgesehen
von einigen andeutenden Annäherungen hier und da wurde das Konzept der konstitutionellen
Monarchie nicht formuliert. Dazu sahen die Publizisten offenbar keinen Anlaß. Sie waren in
der großen Mehrzahl Beamte und hatten damit die Möglichkeit, auf die Gestaltung des Staates
einzuwirken. Und anscheinend war die Bildungsschicht, aus der allein die Leser des von Gerteis
untersuchten Schrifttums kamen, mit der Staatspraxis des aufgeklärten Absolutismus zufrieden
.

Der Schritt zum vollausgebauten Liberalismus wurde in der Publizistik auf dem rechten
Ufer des Oberrheins vor 1789 also nicht getan. Dieser Befund legt die Frage nahe, ob Gerteis
nicht besser seinen Untersuchungszeitraum noch etwas hätte ausdehnen sollen, um so die Verbindungslinie
zum badischen Liberalismus ausziehen zu können. Seine verdienstvolle Studie
verlangt jedenfalls nach einer Fortsetzung. Hans Fenske

Bruno Schwalbach: Erzbischof Conrad Gröber und die nationalsozialistische Diktatur. Eine
Studie zum Episkopat des Metropoliten der Oberrheinischen Kirchenprovinz während des
Dritten Reiches. Karlsruhe: Badenia Verlag 1986, 288 S.

Bruno Schwalbach hat sich mit seiner bei Walter Bußmann an der Universität (TH) Karlsruhe
nach dem Gymnasialdienst erstellten Dissertation und Teilbiographie über Erzbischof
Conrad Gröber keiner leicht faßbaren und einzuordnenden Persönlichkeit zugewandt. Denn
das Verhalten des Freiburger Metropoliten der oberrheinischen Kirchenprovinz während seiner
Bischofszeit vom 1932 bis 1948 gibt viele Rätsel auf. Das gilt besonders für die Zeit der
NS-Diktatur, wo das Spektrum von bereitwilliger Anpassung und fördernder Mitgliedschaft
bis zur entschiedenen Opposition reichte. Im scharfsinnigen Urteil von ehemals engen Vertrauten
wurde Gröber denn auch als „widersprüchlicher Mensch" bezeichnet (S. 17).

Komposition und Gliederung der Arbeit, in der keine Sachgebiete oder Lebensabschnitte
besonders herausgestellt werden, machen es dem Leser nicht leicht, Entwicklungslinien, Motive
und Zusammenhänge für Gröbers Handlungsweise zu erkennen. 19 Einzelabschnitte wurden
unverbunden aneinandergereiht; weitere sechs kleinere Aspekte sind im 20. Kapitel als
„Schlaglichter" angehängt. Es wäre von Vorteil gewesen, die Dissertation für die Drucklegung
kompositorisch zu überarbeiten und zu straffen, so daß abgekürzte, oft unverständliche Belegangaben
nicht unvermittelt und ohne Bezug im Text auftauchen; dies hätte auch verhindern
können, daß Auseinandersetzungen und Kontroversen mit bisherigen „Gröberbildern" sowie
einzelnen Fundstsellen in der Literatur ebenso ohne Überleitung im Text eingeschoben wur-

328


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0330