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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0333
näher untersucht. Stattdessen wehrt sich Schwalbach gegen das von Thomas Schnabel im Zusammenhang
mit Gröbers Haltung bei den Verhaftungen der beiden Märtyrerpriester Feur-
stein und Metzger gefällte Urteil, Gröber sei auch „noch im Krieg überholten nationalen
Denkkategorien verhaftet" gewesen (S. 221). Der Autor betont vielmehr die vergeblichen Bemühungen
Gröbers, beide Priester wieder aus der Hand der Nazis herauszubekommen.

Eine zusammenfassende Schlußbetrachtung fehlt leider in der Studie. In einem Nachwort
erklärt Schwalbach, Gröber offenbare sich insgesamt als „widersprüchliche, im Grunde apolitische
Persönlichkeit" (S. 191); er habe sich als „deutschgesinnter katholischer Bischof verstanden
, der deshalb von Hitler „nicht wenig beeindruckt" gewesen sei. „Wie so viele andere"
habe auch Gröber „die fanatische und skrupellose Brutalität Hitlers nicht gleich erkannt"
(S. 192). Man vermißt einen Hinweis des Autors, daß Gröber aber aufgrund seiner Stellung
dies hätte erkennen können und müssen. Als ihm schließlich dann ab 1936/37 der kirchenfeindliche
Kurs der Nazis bewußt wurde, habe er endlich mit großer Stärke und Kraft die
Rechte der katholischen Kirche gegen den Nationalsozialismus verteidigt.

Schwalbachs Studie kann von ihrer Argumentation her und gemessen an dem Anspruch,
Gröber die „verdiente und gerechte Würdigung" zukommen zu lassen, nicht durchgängig
überzeugen. Beeindruckend ist die drucktechnische Ausstattung des Buches. In einem umfangreichen
Anhang sind zahlreiche interessante Quellen abgedruckt. Ein Quellen-, Aus-
kunfts-, Literatur- und Abkürzungsverzeichnis sowie ein Personenregister erleichtern dem
Leser die Lektüre. Gerd R. Ueberschär

Dr. G. von Seydlitz: Neuer Wegweiser durch den Schwarzwald anno 1870. Freiburg i. Br.
1870. Nachdruck mit einer Einfuhrung von Dr. H. Bender. Freiburg: Kehrer Verlag KG 1984.
264 S. Orientierungskarte (fehlte im Rezensionsexemplar).

„Kandelhof. Freundlicher Wirth, guter Wein, auch manchmal Bier. Im Uebrigen aber Mangel
an Speisen und Comfort. Windige Schlafkammer. Mangel an Betten, Wäsche und Geschirr
. Man bleibt also zur Nacht nur, wenn man muß, oder allen Comfort gründlich verachtet
". Bildkräftige Sprache und eindeutige Ausdrucksweise tragen zum Reiz älterer Reiseführer
bei; aus Sorge vor Prozessen wegen Beleidigung und Geschäftsschädigung wird kaum ein Autor
heute solche Charakterisierungen wagen.

Der „Wegweiser", erschienen sechs Jahre nach Gründung des Schwarzwaldvereins, beschreibt
dem Fußreisenden 38 Hauptrouten. Erörtert werden die Erschließung des Landes
durch Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel; Preise von Pensionen, Löhne („Mit Vergnügen
wird der Reisende finden, wie wenig verbreitet die Sitte des Prellens ist"), Trinkgelder;
Flora, Fauna, Trachten, Landwirtschaft, Gewerbe (u. a. Bäder und Bergbau); Einschätzung
des Wanderns durch die Landesbewohner („Die arbeitsame Bevölkerung hält es für eine
Schande, spazieren zu gehen"); unüberhörbar sind chauvinistisch-revanchistische Töne gegen
Frankreich (1870!). Vergünstigungen, wie Verkehrsträger sie heute neu entdecken, waren vor
mehr als hundert Jahren schon gang und gäbe, z. B. ein acht Tage gültiges, im Preis erheblich
ermäßigtes „Rundreisebillet" für die benachbarte Schweiz.

„Eigentliche Strapazen", so meint von Seydlitz, „kommen nur wenige vor". In seinem informativen
Vorwort spricht der Herausgeber des Nachdrucks unseren Vorvätern seine Hochachtung
aus für die Leistungen, die sie sich auf vielfach noch ungebahnten, unbeschilderten
Wegen abverlangten. Insgesamt eine vielschichtige Quelle zur Verkehrs- und Wirtschafts-,
Sozial- und Mentalitätsgeschichte. Norbert Ohler

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