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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1986/0339
„allenfalls Bausteine" (S. 8) zu einer noch nicht vorhandenen und mit dem Bender-Buch auch
nicht vorgelegten neuen Hansjakob-Biographie sein.

Der Titel ließ das nicht vermuten. Bender möchte nicht Leben, Wirken und Werk Hansjakobs
darstellen, sondern „zur eigentlichen Hansjakob-Lektüre" hinfuhren (S. 9). An die Einzelbausteine
wäre also die Frage zu stellen, ob sie diese Hinfuhrung in motivierender Form
leisten.

Auf 139 Seiten umfaßt der Band nicht nur neun Artikel H. Benders zu unterschiedlichen
Einzelthemen von seiner subjektiven Rezeption bis zu einer auszugsweisen Katalogisierung
von Hansjakob-Literatur (S. 6—51), sondern — auf abweichend gefärbtem grünen Papier -
auch noch die reprintierte Abhandlung Heinrich Hansjakobs über die Salpeterer, 2. Auflage
1867, die von H. Bender eingeleitet wird (S. 58—94) und nach einer Skizze über H. und die
Volkstrachten einen erfrischenden Essay von Elisabeth Bender zu „Hansjakob und die
Frauen" (S. 101—130). Dies ist der einzige Artikel, der intensiv Textbelege zum Thema vorstellt
und auf sie gestützt zu einer vorsichtigen Einschätzung von Hansjakobs Haltung gegenüber
dem „Wibervolk" gelangt, mit Einbezug biographischer Details des späteren Pfarrers zu
St. Martin in Freiburg. Gerade E. Benders Textzitate lassen die Frage interessant erscheinen,
inwieweit des Pfarrers Einstellung auf Schopenhauer zurückzuführen sein könnte; die Zitate
wirken gelegentlich wie Illustrationen zu dessen Behauptungen über das Weib in den Parerga
und Paralipomena.

Aber Fragen nach zeitgenössischen Einflüssen, Einordnung des Werkes von Hansjakob in
seine Zeit und deren Literatur- und Geistesgeschichte, nach Abhängigkeiten oder gar nach der
Rezeption Hansjakobs durch seine Zeitgenossen im Sinne literaturwissenschaftlicher Begriffsbildung
sind nicht Gegenstand des Bandes und können auf den 103 Sekundärliteratur-Seiten
(nach Abzug des Salpetereraufsatzes) auch nicht sinnvoll behandelt werden, obgleich sich daraus
auch Motivationen zur Lektüre Hansjakobs ergeben könnten.

Worin liegt die Substanz der Überlegungen und Arbeiten Benders in diesem Band? Ein Vorabdruck
aus den Badischen Biographien eröffnet den Darstellungsteil und verknüpft Personalbiographie
mit Werkverzeichnis und allgemeineren Bemerkungen zum äußeren Leben und dazugehörendem
Denken und Schaffen. Eine ganz kurze Würdigung schließt den Vorabdruck ab
— die Position seines Werkes im Rahmen seiner Zeit wird nicht vorgeführt (S. 11—18).

Einigen Angaben über Benders eigene Stellung zum Autor und seine Auffassung vom Präsidentenamt
folgen Überlegungen zu einer denkbaren Neuauflage zumindest wesentlicher Teile
von Hansjakobs Oeuvre — unter dem allerdings mißverständlichen Titel „Literarische Gattungen
" (S. 23). Substanz auch in einer durch mehrere Artikel geführten Auflistung der Werktitel
und Erscheinungsjahre bis hin zu einem Verzeichnis der Erstausgaben (S. 131—135). Benders
Methode ist dabei die „chronische Zitierung und Kurzcharakterisierung" (S. 35, hier der Reisewerke
). Eine Behandlung der Werkausgaben im Rombach-Verlag fehlt dabei allerdings.

Geht man vom Titel aus, so wäre es allerdings wünschenswerter gewesen, daß aus den einzelnen
„Bausteinen" zumindest ein zusammenhängender Text erstellt worden wäre. So wäre,
auch bei weitester Auslegung dessen, was sinnvollerweise als dasselbe unter wechselnden
Aspekten dargestellt werden könnte, Überflüssiges ausgelassen worden, und es hätte mehr
Platz gegeben für inhaltliche Angaben zu der chronologisch aufgelisteten Literatur. Gerade
diese sind als Erstinformation für Nichtkenner des Werkes und als Leseanreiz notwendig!

„Leben, Wirken und Werk" werden in diesem Band keineswegs befriedigend dargestellt -
allenfalls Aspekte zu diesen Titelbegriffen kann sich der Leser von dem Band versprechen,
und es wird schmerzlich bewußt, daß „eine grundlegende Hansjakob-Biographie mit neuen
zeitgenössischen Weitungen u. ä. nach wie vor fehlt und man sich ein solches Buch angesichts
der Hansjakob-Renaissance dringend wünschen möchte." (Helmut Bender, S.51).

Karl-Bernhard Knappe

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