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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 50
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Sehr lobenswert ist hier der Gewerbefleiss; aber hingegen sehr zu tadeln der allgemeine
Hang zum Wohlleben, der neben dem kärglichen Verdienst die Quelle der Dürftigkeit
und noch anderen traurigen Folgen ist. Eine traurige Wahrnehmung ist auch
der allgemeine Widerspruchsgeist — durch die frühere Klosterpraxis bis zur Halsstarrigkeit
gesteigert — bei jeder noch so heilsamen und zwar kirchlich vorgeschriebenen
Abänderung in der öffentlichen Gottesdienstordnung. Unter dem hiesigen Volke
grassieren noch allerlei Arten von Aberglauben, insbesondere bei Krankheiten des
Viehes.

In den Händen etlicher älterer Personen — insbesondere den älteren Männern,
weil etliche des Lesens unkundig sind, werden keine Gebetbücher erblickt, wohl aber
in den Händen der jüngeren Frauen.

Im verflossenen Jahre waren hier unter 17 neugeborenen Kindern 7 uneheliche. -
Als Hauptquelle dieses Ubelstandes muss der häufige und zahlreiche Besuch der hiesigen
Gasthäuser von den verschiedenartigen jungen Leuten aus der Stadt Freiburg
vermerkt werden.

Aus dem Bericht des Dekans über seine Visitation ist noch erwähnenswert: Der
Gottesacker ist mit einer sehr hohen Mauer und einer Seite der Kirche eingefasst.
Auf demselben befindet sich eine baufällige Kapelle mit einem verstümmelten Marienbild
einen Christus auf dem Schosse. Die Kapelle, die von niemand unterhalten wird,
eignet sich zum Abbruch und das Bild zur Deponierung auf der Kirchenbühne. Das
Erzb. Ordinariat hat daraufhin den Pfarrer angewiesen, entsprechend zu verfahren,
so daß auch die Kapelle, deren genauer Standort unbekannt ist, verschwand.70

Wir wollen damit die Geschichte von den Anlangen der Pfarrei Günterstal abschließen
, denn wir haben noch auf ein weiteres Gotteshaus, nämlich die St. Valentinskapelle
einzugehen.

IX.

In einer größeren Waldlichtung zwischen Günterstal und dem Kybfelsen liegt heute
ein der Stadt gehörendes Waldgasthaus, früher einmal ein Bruderhaus mit einer Kapelle
, die dem Hl. Valentin geweiht war.71

Warum dieser Heilige als Schutzpatron für die abgelegene Kapelle gewählt wurde,
ist nicht bekannt, genau so wenig wie der Zeitpunkt der Gründung. Urkundlich erstmals
erwähnt wird der Waldbruder in einer Almosenordnung des Klosters Günterstal
,72 die um 1470 zu datieren ist. Darin lesen wir: Item dem bruder im wald zu der
wochen 1 moss winss, 6 brot und so iren 2 sint, so gytt man inen doch nit me. Kurze
Zeit danach, und zwar 1496 und 1518 stellen Bürgermeister und Rat der Stadt Freiburg
für die Wiederherstellung und Ausschmückung der Kapelle und des Bruderhäusleins
zu St. Valentin Bettelbriefe aus. Der Bruder lebte von Almosen. Daneben
wird er, wie erwähnt, vom Kloster unterstützt. In der Kapelle wurden an bestimmten
Tagen Messen gelesen, insbesonders natürlich am 14. Februar, dem Patrozinium, und
zwar meist von den Barfuossern, also den Franziskanermönchen. Später treten auch
verheiratete Brüder auf. Auch von einem Wirtschaftsbetrieb wird berichtet, denn
St. Valentin tritt als Wallfahrtsort in Erscheinung. Kapelle und Bruderhaus gehörten
zum Gebiet der Stadt Freiburg, nicht zu dem des Klosters. Sie werden von einem Bruder
, also keinem Geistlichen betreut. Es würde zu weit führen, auf die verschiedenen

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