Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 238
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Alois Wagner ist ferner als Armenvater, welches Amt er bis ins Alter bekleidete, im
Stadtrat für Sozialangelegenheiten zuständig gewesen, nicht zuletzt für die Bekämpfung
der Jugendarbeitslosigkeit und die Vermittlung von Arbeitsstellen wie auch von
Möglichkeiten zur Auswanderung. In dem Treffen von Wagenstadt nahm er 1796 in
seiner Eigenschaft als Zunftmeister als Hauptmann und Kompaniechef teil.

Das starke kommunalpolitische Engagement hatte sicherlich berufliche Vorteile,
zumal mit der Zunftzugehörigkeit die volle Integration in die Bürgerschaft sichtbar
vollzogen war, das Odium der Ausnahmestellung des Civis academicus gegenstands-
los wurde. Man darf aber nicht übersehen, daß die Inanspruchnahme durch Amter
und Geselligkeit in einer sehr bewegten Zeit hohe Ansprüche an einen kontaktfreudigen
und verantwortungsbewußten Mann wie Alois Wagner stellte, so daß die durch
die europäischen Ereignisse gebotenen Möglichkeiten nicht immer in vollem Umfang
genutzt werden konnten. Der Hinwendung zur Stadtgemeinde entsprach auch Alois
Wagners Interesse an Schulbüchern, das er hart verteidigte.56 Ob er — als Armenvater
— der Initiator oder nur der Ausführende kostenloser Versorgung minderbemittelter
Schüler mit Schulbüchern, eine in Freiburg kontinuierlich bis nach dem Zweiten
Weltkrieg praktizierte Art der Lernmittelfreiheit, gewesen ist, läßt sich bis jetzt
nicht feststellen.

Mit dem Ubergang Freiburgs an Baden wurde zwar die rechtliche Stellung des
Buchhandels definitiv gestärkt, wurden seine Handelsbräuche ebenso anerkannt wie
in norddeutschen Staaten,57 es wurde aber auch eine Umorientierung nötig, die
Alois Wagner nicht leicht fiel. Die Familie Wagner gehörte zu jenem Kreis legitimi-
stischer Vorderösterreicher, die die Josephinischen Reformen im Wesentlichen durchaus
bejaht, ihre Zugehörigkeit zu Österreich aber nie in Zweifel gezogen hatten. Als
das Haupt jenes Kreises, der Freiherr Karl von Baden, 1814 nach Wien reiste, um
einen letzten Versuch beim Kongreß zu unternehmen, den Breisgau dem Hause Österreich
zu erhalten, nahm er den ältesten Sohn Alois Wagners, Josef, als seinen Begleiter
mit.58 Erst 1816 gab man endgültig alle Hoffnungen auf und wandte nun seine
Loyalität dem neuen Fürstenhause in vollem Umfang zu.59 Josef Wagner allerdings,
der die Nachfolge des Vaters nicht antreten wollte, Jurist geworden war und eine
Stelle am Großherzoglichen Landamt innehatte, trat 1816 in österreichische Dienste
über und starb schließlich 1859 als Gubernialrat in Graz. Auch seine vier Söhne, teils
Ingenieure, schlugen die österreichische Beamtenlaufbahn ein. Ihre Beteiligung am
Freiburger Vermögen erlosch erst aus Anlaß der Erbauseinandersetzung von 1861.60

Zu den Persönlichkeiten, die dienstlich61 wie Josef Wagner oder gesellschaftlich
dem Freiherrn von Baden nahestanden, gehörte auch der Kreisrat Dr. Josef Kern,
auch er ein Verfechter der Interessen der ehemals vorderösterreichischen jetzt badischen
Gebiete gegenüber Regierung und Residenzstadt, aber auch in Anbetracht dro-
hender Uberforderung durch unfundierte Entwicklungen. Als nach Erlaß der badischen
Verfassung (1818) die Zweite Kammer 1820 erstmalig zusammentrat, wurde er
ihr erster Präsident.

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