Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 249
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0251
Die Gründe, warum Friedrich Wagner d. Ä. erst dann mit einer eigenen Zeitung
vor die Öffentlichkeit trat, als er nicht mehr Stadtoberhaupt war, sind nicht belegt,
aber aus den Fakten leicht zu erschließen. Zu seinen Pflichten als Bürgermeister gehörte
nämlich die Aufsicht über die wirtschaftliche Geschäftsführung und die Personaldisposition
der damals stadteigenen „Freiburger Zeitung", die von der Druckerei
Wangler gedruckt wurde. Die Abrechnungen, Schriftwechsel und Verträge, die seine
Unterschriften tragen, erstrecken sich über die vierziger Jahre und machten ihn mit
allen wirtschaftlichen Problemen des Pressewesens bekannt, eine „Lehrzeit", die ihm
später zugute kam. Selbstverständlich widersprach es seinen Auffassungen von
Ehrenamt und Wettbewerb, ein Konkurrenzobjekt zu betreiben. Polizeisachen wies
er als Bürgermeister stets zuständigkeitshalber von sich, wenn sie zu ihm kamen,
ebenso ging er der ärgerlichen Zensur aus dem Wege. Daß später sein eigenes Blatt
nicht nur wegen der allgemein fortschreitenden Liberalisierung keinerlei Unbill ausgesetzt
war, hatte sicherlich auch diese Erfahrungen zur Ursache.

Aus den Unterlagen über die „Freiburger Zeitung" können in gewissem Rahmen
auch Organisation und Geschäftsablauf der „Breisgauer Zeitung", von der wir keine
ähnliche Hinterlassenschaft besitzen, rekonstruiert werden, wobei ein niedrigerer
Ansatz für die Anlaufzeit zu berücksichtigen ist. In den vierziger Jahren schwankte
der Abonnentenstand der „Freiburger" zwischen 1000 und 1200, der Einzelverkauf
war noch unbedeutend. Die Zustellung erfolgte ab etwa 8 Uhr vormittags nach Freigabe
durch die Zensur. In der Umgegend war die Zeitung verbreitet, doch wurden
nur selten mehr als ein Abonnement in einer Ortschaft aufgegeben. Das Anzeigengeschäft
war bei der „Breisgauer" von Anfang an geringer. Die Personalkosten lagen
wahrscheinlich etwa gleich und waren über einen längeren Zeitraum offenbar konstant
. Beschäftigt waren 1 Redakteur (oder der Herausgeber selbst), 1 Faktor, 1 Buchhalter
, 3 Setzer oder Drucker, 2 Lehrbuben bzw. Hilfskräfte und bei Wagner 1 Faktotum
für den Gesamtbetrieb.89 Es gab bereits einen Zeitungspostversand.

Ab 1852 wurde Friedrich Wagner d. A. durch seinen Faktor Böhmel so entlastet,
daß er trotz Herausgeberschaft der Zeitung noch das Amt des Oberbürgermeisters
ausüben konnte. Böhmel, ein angesehener Mann führte jahrzehntelang die Hilfskasse
der Freiburger Buchdrucker, die einen lebhaften geselligen Kontakt pflegten.90 Für
das Selbstverständnis dieses Kreises ist bezeichnend, daß Meinrad Poppen zwar ausscheiden
mußte, als er Prinzipal wurde, man ihn aber später zum Ehrenmitglied ernannte
. Herder und Wagner hingegen findet man nicht erwähnt, denn sie rechneten
zu den Buchhändlern, die mittlerweile ein ebenso spezifisches Standesbewußtsein
entwickelt hatten. Die Mitglieder dieses Buchdruckervereins waren zum größten Teil
Zugewanderte aus dem ganzen deutschen Sprachgebiet, deren Integration das künftige
Wachstum der Stadt positiv beeinflußte, die aber auch die fachlichen Traditionen
vorgewerkschaftlicher Gesellenvereine trotz wirtschaftlich akzeptierter Gewerbefrei-
heit in die neue Zeit einbrachten.

Im Oktober 1852 wurde Friedrich Wagner d. A. gedrängt, noch einmal das Amt
des Bürgermeisters anzunehmen und einstimmig gewählt. Er bat sich aus, jederzeit
zurücktreten zu dürfen, wenn er sich altershalber den Aufgaben nicht mehr gewachsen
fühlen sollte, was gewährt wurde.91 1859 machte er dann von dieser Erlaubnis
Gebrauch, was übrigens zu einer mehrwöchigen Kontroverse unter den Behörden

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