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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 251
(PDF, 45 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0253
Friedrich Wagner d. J. und seine Söhne.
Ausklang des 19. Jahrhunders

Mit dem Tode seines Vaters, der 1862 einer Lungenentzündung erlag, ging die Fülle
der Verantwortung auf Friedrich Wagner d. J. über. Das Erscheinen der Volkskalender
stellte er unverzüglich ein, die Redaktion der „Breisgauer Zeitung" behielt er in
seiner Hand, und der Verlagsproduktion wissenschaftlicher Titel nahm er sich in den
folgenden Jahren wieder stärker an. Er ließ den Hof des Grundstücks so überbauen,
daß die Räumlichkeiten dem damaligen Stand der Druckerei angemessen schienen,
der Maschinenpark wurde ergänzt. Das Erdgeschoß der der Kaiserstraße zugwandten
Fassade erhielt einen aufwendigen Dekor, der die Büsten von Homer, Schiller, Kant,
Goethe und Humboldt zeigte. Die Buchhandlung wurde mit weiß gestrichenen Regalen
, mit Goldleisten geziert, ausgestattet. Ein runder Tisch, der zum Verweilen einlud
, und einige Biedermeierstühle scheinen schon vorhanden gewesen zu sein. Gearbeitet
wurde an einigen Stehpulten mit lederbezogenen (Bar-)Hockern. Der Fuhrpark
der Druckerei bestand aus zwei gußeisernen Kastenhandkarren und einem hölzernen
Handkarren, wie sie bei den Bauern üblich waren. Die Anlage der Schaufenster läßt
auf einen relativ ausgeprägten Sinn für ihren Werbewert schließen. Organisatorisch
war kaum Nennenswertes reformbedürftig, da der Vater schon um 1850 einen völlig
modern anmutenden Vertriebsplan und eine entsprechende Lagerordnung buchhandelsintern
veröffentlicht hatte.94

Friedrich Wagner d. J., ein hoch gebildeter und von Natur geselliger Mann,95 in
seinem Wesen eher dem Großvater als dem Vater ähnlich, versuchte unter Einsatz seiner
ganzen Kraft, allen Zweigen seines Unternehmens gerecht zu werden, bei gleichzeitiger
gewissenhafter Wahrung seiner Stadtratspflichten, ein guter Familienvater
obendrein. Seit jungen Jahren sammelte er Autographen von Zeitgenossen. Die schon
auf seinen Großvater zurückgehende Kunstabteilung förderte er, angeregt durch einen
Kreis von Freunden, wie die Malerfamilie Dürr.

In die Jahre seines Wirkens fallen Wandlungen an der Universität, die ihm neue
Aufgaben stellten. Im Sommersemester 1862 waren 301 Studenten, wovon 54 Nicht-
badener immatrikuliert gewesen, nämlich 179 Theologen, 27 Juristen, 47 Mediziner,
30 Cameralisten und 18 der philosophischen Fakultät Zugehörige. Im Wintersemester
1876/77 betrug die Zahl der Studenten 319, darunter 183 Nichtbadener, davon 39
Theologen, 78 Juristen einschließlich Cameralisten, 134 Mediziner und 68 in der philosophischen
Fakultät. Bei nur unbedeutender Zunahme der Gesamthörerzahl war ein
tiefgreifender Umschichtungsprozeß vor sich gegangen, der den Kundenstamm auf
Dauer veränderte. Friedrich Wagner d. J. versuchte dieser neuen Lage durch Einsatz
seiner ganzen Begabung als Buchhändler, Verleger und Zeitungsmann zu entsprechen
. Die Buchhandlung war gerüstet. Für den Verlag strebte er eine engere Verbindung
zu Freiburger medizinischen Autoren an, Naturwissenschaften wurden gepflegt
, kulturgeschichtliche und literarische Themen sowie Zeitprobleme z. B.
ärztlicher oder militärischer Art treten auf.96 Ad. Wagners System der Zettelbankpolitik
erreichte internationale Aufmerksamkeit und eine zweite Auflage. Daneben
durften die vom Vater begünstigten breiteren Kreise schon der Zeitung wegen nicht
übersehen werden. Schulbücher wurden immer noch aufgelegt, Ratgeber brachten

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