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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
106.1987
Seite: 288
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1987/0290
durchaus geneigt, ziemlich schnell den schwereren Formen der französisch-burgundischen
Gotik zu folgen. Das hinderte jedoch andere Klöster nicht, noch verhältnismäßig
lange romanische Formen zu verwenden. Der Übergang zur Gotik vollzog sich
etwa um 1240. In unserem Raum dürfte wohl das Zisterzienserinnenkloster Baindt,
das 1241 geweiht worden ist, der letzte romanische Kirchenbau des Ordens gewesen
sein.27 Erst nach diesem Zeitpunkt dürfte man bei dem hier zu behandelnden Kirchenbau
ebenfalls zur Gotik übergegangen sein, als die Nonnenempore vollendet war.
Ob der östliche Basilikateil gewölbt war, läßt sich aufgrund des vorliegenden Bildes
nicht mit Sicherheit sagen. Strebepfeiler oder ähnliches sind jedenfalls nicht erkennbar
, es sei denn, daß diese unter dem Pultdach des Seitenschiffes verborgen waren.

So muß man zu dem Schluß kommen, daß der Bau etwa zwischen 1230 und 1270
entstanden sein dürfte. Damit kommen wir in den Zeitraum, in dem Bischof Heinrich
von Basel 1265 die Aufnahme des Breisacher Konvents in den Zisterzienserorden
nachweislich beim Generalkapitel betrieb.28 Es dürfte also zutreffen, was schon einleitend
angedeutet worden ist: auch das Kloster Marienau verdankte seine Entstehung
schwerlich einem einmaligen Gründungsakt.29 Vielmehr dürfte es sich auch in diesem
Falle um einen sich nach und nach entwickelnden Zusammenschluß frommer
Frauen gehandelt haben. Die somit anzunehmende Entwicklung würde also durchaus
der allgemeinen Geschichte der weiblichen Konvente des Ordens entsprechen. Denn
gerade in der Mitte des 13. Jahrhunderts fanden viele der so entstandenen Kongregationen
, die zunächst beginenartigen Charakter besessen hatten, Aufnahme bei den
Zisterziensern.30 Daß sich die formale Aufnahme, wie im Falle von Marienau, verhältnismäßig
lange Zeit hinzog, ist nichts besonderes. Denn die General kapitel dieses
Ordens ließen vor der Aufnahme eines Konvents sehr genau prüfen, ob alle Voraussetzungen
für eine gedeihliche Entwicklung in der Zukunft gegeben waren. Erst dann
waren sie bereit, die Aufnahme zu vollziehen. Daher trifft die Vorstellung von einem
einmaligen Gründungsakt in vielen Fällen nicht zu. So ergibt sich, wenn wir es im
vorliegenden Fall wirklich mit einem Bild der Kirche von Marienau zu tun haben,
daß diese Kongegration bereits um 1230/40 entstanden sein dürfte. Wer dahinter
stand, bleibt im Dunkel.

Zum Schluß sei nochmals betont, daß es nur wahrscheinlich gemacht werden
konnte, daß wir es bei dem vorliegenden Bild mit der Breisacher Klosterkirche zu
tun haben. Ein endgültiger Beweis dafür könnte erst erbracht werden, wenn die
dunkle Provenienz des Lichtentaler Gemäldes geklärt werden könnte. Trotzdem habe
ich es gewagt den Fund an dieser Stelle unter Vorbehalt zu publizieren. Denn ich gebe
mich der Hoffnung hin, daß die lokale Forschung hier weiterhelfen kann.

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