Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 33
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0035
Freiburg als habsburgische Universitätsgründung

Von

Michael Borgolte

Wenn im Sommer 1988 die Universitätsgründung von Freiburg zum Gegenstand eines
wissenschaftlichen Vortrags gemacht wird/ entspricht das zweifellos nicht den allgemeinen
Erwartungen. Denn Universitätsgeschichte wird, wie man weiß, in der Regel
nur aus Anlaß von Rechtsstreitigkeiten oder von Jubiläen betrieben und findet,
besonders im zweiten Fall, dann auch die Aufmerksamkeit einer breiten Öffentlichkeit
. Wie wirkungsmächtig Universitätsgeschichte auf diese Weise inszeniert werden
kann, war zuletzt 1986 bei der 600-Jahr-Feier von Heidelberg zu erleben;1 in diesem
Jahr rüstet sich auch die Zweitälteste deutsche Hochschule, diejenige von Köln,
für ein entsprechendes Jubiläum. Eine dreibändige „Kölner Universitätsgeschichte"
mit mehr als 1500 Druckseiten und sieben Bände „Studien zur Geschichte der Universität
zu Köln" sind zu diesem Anlaß angekündigt.2 Derartige Publikationserfolge
widerlegen gewiß die weitverbreitete Skepsis gegen eine Geschichtsschreibung, die
weniger von der Dynamik selbstbestimmter Forschung als vom Zufall eines Anniversars
gelenkt wird. Und man wird es auch begrüßen, daß die Universität Straßburg,
ebenfalls in diesem Jahr, ein Kolloquium zu ihrem 450-jährigen Bestehen veranstaltet
, auch wenn der chronologische Bezugspunkt mehr als fragwürdig erscheint; 1538
hat nämlich der Magistrat der evangelischen freien Reichsstadt gerade keine universi-
tas gegründet, sondern jede körperschaftliche Verselbständigung des mit mehreren
Professuren ausgestatteten Gymnasiums verhindert und erst nach Jahrzehnten kaiserliche
Privilegien für Graduierung und Doktorpromotionen erwirkt.3

Die Faszination eines Gedenktages, wie problematisch auch immer seine Begründung
sei, ist es also nicht, mit der ich meinen heutigen Vortrag rechtfertigen könnte.
Die Universität Freiburg befindet sich, wie unverrückbar feststeht, in ihrem 531. Jahr,
und insoweit besteht kein Anlaß, über die Gründung unserer Hohen Schule nachzudenken
. Die Anregung zu diesem Vortrag gab vielmehr eine wissenschaftliche Publikation
, die die Ergebnisse der älteren Freiburger Forschungen zur Geschichte der
eigenen Universität auf den Kopf gestellt hat. Bei der Veröffentlichung handelt es sich
um die Tübinger Habilitationsschrift des Kirchenhistorikers Joachim Köhler von
1976, die im Druck von 1980 den Titel trägt: „Die Universität zwischen Landesherr
und Bischof. Recht, Anspruch und Praxis an der vorderösterreichischen Landesuniversität
Freiburg (1550—1752)".4 Bevor ich Köhlers Urteile zitiere, lassen Sie mich
die ältere, von ihm in Frage gestellte Lehre und ihre Faktengrundlage referieren.

Wie die meisten deutschen Universitäten des Mittelalters gehört die Universität
Freiburg zu den landesherrlichen Gründungen; sie wurde 1457 durch den Habsburger
Erzherzog Albrecht VI. als Generalstudium ins Leben gerufen. Trotz dieser herrschaftlichen
Initiative galt die Universität in der Freiburger Universitätsgeschichts-

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