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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 71
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0073
Pharisäer nicht ermangele."7 Später wandte er sich von der Reformation ab. Es ist
sogar die Rede davon, Glarean habe, bevor er nach Freiburg i. Br. ging, die Religion
gewechselt.8 Ob der Einfluß des Erasmus von Rotterdam hierfür ausschlaggebend
gewesen war, oder ob die schlechten persönlichen Erfahrungen, die Glarean in Basel
gemacht hatte, dazu geführt hatten, sei dahingestellt. Glareans Wendung zur traditionellen
Glaubenslehre führte dazu, daß er seine langjährigen Freundschaften zu
Zwingli und Mykonius abbrach. Seinen Basler Widersacher Johannes Oekolampa-
dius, den er zunächst mit Schmähungen und Spott überhäuft hatte, nannte er später
nur noch Schlampadius und Oekodiabolus.9 Dieser blieb ihm allerdings nichts
schuldig und beklagte sich in seinen Briefen heftig über Glareans Äußerungen. Er
schreibt, Glarean sei ein „homo ad maledicentiam et inepta scommata [incommoda]
natus" (ein Mensch geboren zum Schmähen und zu unpassenden, verletzenden Possen
).10 Ein völlig anderes Zeugnis stellt Erasmus von Rotterdam dem jungen Basler
Gelehrten aus. Erasmus beschreibt Glarean als einen Meister in den Wissenschaften,
von gefälligem Betragen, das sich in alle geselligen Formen einfüge. Er sei von großer
Frömmigkeit und Sittenstrenge und frei von Eigendünkel und Hochmut.11 Als Lehrer
der Freiburger Universität wurde Glarean von großer Bedeutung für die Erhaltung
und Erneuerung der katholischen Kirche, besonders in der Schweiz.

Bereits 1529 wurde Glarean vom Senat der Universität Freiburg angehalten, sich
in seiner öffentlichen Vorlesung bei seinen Angriffen gegen die Haeretiker „paulo
moderatior" (etwas maßvoller) zu verhalten.12 Eine ähnliche Ermahnung mußte er
sich am 7. Juni 1532 nochmals gefallen lassen.13 Seine schroffe Ablehnung der Reformation
zeigt sich auch in einem autobiographischen Gedicht, das er 1559, bevor
er den römischen Geschichtsschreiber Livius in seiner Vorlesung behandelte, öffentlich
vortrug. Das Lob, das er der Stadt Freiburg spendete, beruht hauptsächlich darauf
, daß Freiburg den Versuchungen der Reformatoren nicht erlegen war:14

„O felix una ante alias urbs alma Friburgum
Cui fatale sit hos errores tollere natos
Impiaque audacis nimium paradoxa Lutheri,
Devita monstra haec, sceleratas effuge stolas!"

„Glückliches Freiburg, glücklich vor allen anderen Städten,
Möge das Schicksal dir vergönnen, daß du vertreibest
Diese ketz'rische Lehre des frevelnden Luther!
Meide solch Ungeheuer, entflieh den entweihten Talaren!"

Der Grund für die erwähnte Einladung an Glarean war, daß die katholischen Orte,
angesichts des Vorsprungs der Reformierten auf dem Gebiet des Bildungswesens, den
Unterricht bei sich verbessert sehen wollten. Dabei glaubte man, auf den Rat und die
Hilfe des inzwischen berühmt gewordenen Freiburger Universitätslehrers nicht verzichten
zu können. Entgegen der Meinung Glareans waren sie der Ansicht, mit zwei
oder drei tüchtigen Lehrern, die man berufen wollte, könne eine Hochschule für die
katholische Schweiz begründet werden. Dieser Plan, oft erwogen, wurde erst 1577
mit dem Einzug der Jesuiten in ihr Collegium in Luzern in die Tat umgesetzt.

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