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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 77
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den Dienst des Cantors und die Ausbildung der Choralisten übernommen. Für seine
zweijährige Tätigkeit wurde er 1551 mit einem Faß Wein belohnt.47 Auch Bruns gehörte
mit zu Glareans Bekannten und wurde von ihm in Briefen mit Grüßen bedacht.

Als neuer Cantor wurde der aus St. Omer stammende Homer Herpol in Freiburg
i. U. angestellt.48 In einem Brief vom 17. April 1550 an Simon Schibenhart teilte
Glarean mit, ein junger Mann („iuvenis") käme „cum opere suoa zu ihm. Aufgrund
einer Auseinandersetzung zwischen diesem jungen Mann mit Namen Homerus und
einem gewissen Glarisius49 habe sich die Abreise verzögert. Der Streit sei jedoch
beigelegt, und beide wollten gemeinsam reisen. Glarean empfahl Schibenhart, diesen
jungen Mann kennenzulernen; er habe dessen Werk ein Nachwort hinzugefügt, um
es berühmter zu machen, obwohl es eines größeren Fürsprechers würdig sei, als er

— Glarean — es sein könnte. Um welches Werk es sich hierbei handelt, konnte bisher
nicht fertiggestellt werden.50

Der Komponist Homer Herpol gehört mit zu den bedeutendsten Musikern des
deutsch-schweizerischen Raumes zu dieser Zeit. Sein Hauptwerk, in dem er der Tonartenlehre
Glareans folgt, erschien 1565 in Nürnberg. Unter den Titel Novum et in-
signe opus musicum veröffentlichte er 54 Motetten zu den Texten der sonntäglichen
Evangelien. Er ist damit wohl der erste Komponist, der eine vollständige Sammlung
dieser Art vorlegte.

Zu welchem Zeitpunkt Herpol nach Freiburg i.Br. kam, ist unbekannt. In der
Matrikel ist sein Name nicht zu finden. Die Angabe Refardts,51 Herpol sei bereits
vor 1530 Schüler Glareans in Freiburg i. Br. gewesen, ist unwahrscheinlich, zumal
Glarean erst 1529 nach Freiburg i. Br. übersiedelte. Die Anwesenheit Herpols in Freiburg
i. Br. ist bezeugt durch zwei Eintragungen vom 15. März 1550, die sich im Universitätsarchiv
fanden.52 Sie berichten über einen Streit Herpols mit dem Guldenschreiber
Vitus Bulling. Dieser hatte Herpol im Spiel auf der Laute unterrichtet. Da
man sich über das Honorar nicht einigen konnte, verklagte Bulling Herpol. Das Verfahren
endete mit einem Vergleich. Im ersten der beiden Texte wurde Herpol „Herpo-
lus arthesius" genannt, vielleicht ein Hinweis auf seine Herkunft aus der Grafschaft
Artois.

Am 5. Juli 1554 und nochmals am 6. Mai 1555 wurde im Rat über ein Urlaubsgesuch
Herpols verhandelt.53 Er hatte um Urlaub gebeten, um seine Studien in Freiburg
i. Br. fortsetzen zu können. Seiner Bitte wurde unter folgenden Bedingungen
entsprochen. Er solle

— eine Antwort von Meister Simon (Schibenhart) abwarten, ob dieser zurückkehren
wolle oder nicht;

— einen geschickten Mann als Stellvertreter beschaffen;

— falls man seiner bedürfe, zurückkehren und seinen Dienst wieder versehen.
Der Cantor Francoys Jourmier aus Nazaret (Nozeroy) hatte zugesagt, als Stellvertreter
Herpols zu kommen. Jedoch verzögerte sich seine Ankunft, und bereits am
23. August 1555 wurde ihm Urlaub gegeben, „da er nit blyben will".54 Die Cantorei
übernahm Domherr Claude (Duvillard). So mußte man sich um einen neuen deutschen
Cantor bemühen. Bis zu dessen Ankunft verging noch einige Zeit. Dieser, ein
Cantor M(agister) Franzen aus Freiburg i. Br., erhielt am 10. März 1556 eine „zu-
stür" von 18 Pfund für seinen Ritt nach Freiburg i. U.55 Mit ihm dürfte der bei

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