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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 78
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0080
Dellion56 genannte Musiker M. M. Frantz identisch sein, der auch bei Heinemann
als Altist erwähnt wird.57

Da infolge der Verspätung des Cantors von Nazaret die Vertretung Herpols nicht
gesichert schien, beschloß der Rat am 26. Juli 1555, an Herpol und an Glarean zu
schreiben. Der Text beider Briefe ist erhalten.58

Das Schreiben an Glarean enthält zunächst die Bitte, Glarean möge seinen Einfluß
geltend machen, um den „gewesenen" Prediger Doktor Simon Schibenhart zur Rückkehr
zu bewegen. Ferner wurde Glarean mitgeteilt, daß man den vor einem Jahr eingestellten
Schulmeister nicht länger als bis zum Michaelistag beschäftigen wolle und
daher einen anderen benötige. Wegen der Cantorei habe man an den Cantor Homer
Herpol geschrieben und zweifle nicht, daß dieser mit seiner — Glareans — Hilfe
einen anderen Cantor beschaffen würde, der bereit sei, an Herpols Stelle zu dienen.
Man hoffe, daß sowohl der neue Schulmeister als auch der neue Cantor gemeinsam
nach Freiburg i. Ü. kämen und sich anstellen ließen.

Uber Herpol heißt es in einem weiteren Brief vom 8. Juli 1555, daß der Cantor
Homerus Herpol „uns anzeiget, er well allein zwey oder dry jar sinem studio nach-
faren, und wan wir dennoch sines dienst mangelbar sin werden uff unser beruffung
sich wieder hinuff machen." Glarean wurde gebeten: „ir wellend in des ermanen und
nach endung siner jaren widerum haruff zukommen anhalten ..."

In dem an Herpol in französischer Sprache verfaßten Brief vom 27. Juni 1555 heißt
es, er möge entweder selbst zurückkehren oder einen Cantor besorgen, der eine gute
Stimme und treffliche Kenntnisse des Gesangs habe.59

Auch bei seinen neuerlichen Studien hatte Herpol seinen Lehrer Glarean von seinem
Können überzeugt. So übernahm Glarean in der kurzgefaßten deutschen Ausgabe
seiner Musiklehre von 1557, zwei Jahre später nochmals gedruckt, einen Magni-
ficatsatz Herpols als Beispiel für die Anwendung der Synkope.60 In seinem Brief an
Aegidius Tschudi vom 30. April 1557 weist Glarean eigens auf dieses Beispiel hin,
einen von Herpol „mira arte" komponierten dreistimmigen Gesang, den die „Virgines
vestales" des Klosters St. Clara in Freiburg i. Br. „mellitissime" gesungen hätten.61

Im Freiburger Kloster St. Clara hatten die Schwestern des Basler Klosters Gnadenthal
Aufnahme gefunden.62 Sie waren durch die Reformation ebenso aus Basel vertrieben
worden wie das Domkapitel oder Erasmus und Glarean. Es ist daher nicht
verwunderlich, daß sich Glarean um die musikalische Ausbildung der Schwestern
kümmerte. In einem Tagebuch des Klosters wird über die musikalische Betätigung
dreier Nonnen berichtet. Unter Glareans Anleitung übten sie sich im Figuralgesang
und führten diese Musik im Gottesdienst auf:

„Anno 1556 hat der edel und hochgelehrte Herr Glareanus, ein gekrönter Poet, mit
Erlaubnis der geistlichen Oberkeit des Claraklosters angefangen, die jungen Schwestern
daselbst im Figuralgesange auf drei Stimmen zu unterrichten.

Zuvor sangen sie zwar auch Figural, aber dasselbige war gar nichtig. Herr Glarean
componierte ihnen die Gesänge selber, wie er auch etliche Musikbüchlein in Druck
gehen ließ. Zu solchem Gesang setzte er drei Meisterinnen, für den Baß die Schwester
Dorothea, für den Tenor die Schwester Maria, für den Discant die Schwester
Barbara. Diese dirigierte den Gesang ganz wol und zierlich, daß dem Gotteshaus ein
großer Ruhm daraus erwuchs.

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