Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 81
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0083
Abschließend sei vermerkt, daß Glareans Kenntnisse auf dem Gebiet des Schulwesens
nicht nur in der Schweiz gefragt waren. In Freiburg i. Br. wurde er gebeten,
zu der vom Rat in Auftrag gegebenen Schulordnung von 1558 seine Meinung zu
äußern.67 Ebenso wurde er 1556 bei der Neueinrichtung der Kantorei in Augsburg
um Rat gefragt.68 Wie seine Antwort in diesem Falle lautete, kann nicht mehr
festgestellt werden. Jedoch hat sich später Homer Herpol um die Stelle des Kapellmeisters
am Dom zu Augsburg bemüht, sie jedoch nicht erhalten. Möglicherweise
erhielt er für die Widmung seines Novum et insigne opus musicum an den Augsburger
Bischof Otto von Waldburg 6 Taler verehrt.69 Als Cantor wurde am 11. Dezember
1560 Sigismundus Huber eingestellt.70 Kapellmeister wurde 1561 Anton
Spon.71 1568 bis 1575 war Jacobus de Kerle als Organist hier tätig. Er wurde
1562 in Rom Kapellmeister Bischofs Otto von Waldburg, dem auch Glarean sein
musikalisches Hauptwerk, das Dodekachordon, gewidmet hatte. Otto war einer der
bedeutendsten Männer der Gegenreformation. Im Bestreben, den alten Glauben in
seiner früheren Bedeutung wiederherzustellen, war er mit Glarean eines Sinnes.
Nachfolger Ottos wurde Egolf von Knöringen, ebenfalls ein Glareanschüler. Ihm
hatte Glarean bereits vor 1563 seine Bibliothek verkauft. Egolf vermachte seine
Bücher dann der Universität Ingolstadt, von wo sie in die Universitätsbibliothek
München kamen. Ein Verzeichnis dieser Bücher (Ms. 525 fol.) verbrannte im letzten
Krieg.72 Es soll jedoch in einem Druck von 1754 noch vorhanden sein.73
Schreibers Vermutung, Glarean habe Egolf von Knöringen bereits 1516 eine Schrift
zugeeignet, beruht auf einem Irrtum. Der Widmungsträger ist Johann Egolffus
Offemburg aus Basel.74

Bei seinen Bemühungen um den Erhalt der katholischen Lehre mußte es Glarean
besonders hart treffen, als seine Werke auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt
wurden. Den Bemühungen der Katholischen Orte der Schweiz und Aegidius Tschudis
war es zu danken, daß dieser Beschluß rückgängig gemacht wurde. In einem Brief
an Glarean versuchte Papst Pius IV., das Versehen zu entschuldigen und ihn zum Ausharren
im katholischen Glauben zu ermuntern.75 Auch Carlo Borromeo und der
spätere Papst Pius V. hatten sich für Glarean eingesetzt. Petrus Canisius, der zur Erledigung
kirchlicher Angelegenheiten 1558 in Freiburg weilte, berichtete nur über
seinen Freundschaftsbesuch bei Glarean.76 Trotz dieser Bemühungen war offenbar
nicht zu verhindern, daß Glareans Name in die Liste der verbotenen Schriftsteller
eines 1667 in Madrid gedruckten Verzeichnisses aufgenommen wurde.77

Glarean starb in der Nacht zum 28. März 1563. Die Universität bereitete ihm ein
würdevolles Begräbnis. Sechs Magister trugen unter Begleitung aller Universitätsangehörigen
seinen Sarg. Ein Jodocus Castner veröffentlichte ein Bändchen mit Gedenkversen
zu Ehren des verstorbenen Lehrers. Seine letzte Ruhestätte fand Glarean
— gemäß seinem eigenen Wunsch — im Freiburger Predigerkloster. Die Universität
stiftete ihm ein Grabmal, das nach Auflösung des Dominikanerklosters in die Universitätskapelle
im Freiburger Münster übertragen wurde.78 Zur Ausstattung dieser Ka-
pelle hatte Glarean seinen Beitrag geleistet, indem er sich um die Übernahme des von
Holbein geschaffenen Oberried-Altars kümmerte.79

Auch nach Glareans Tod rissen die Beziehungen der Universität Freiburg zu Frei-
bürg i. U. nicht ab. So wurde der bereits erwähnte Cantor Homer Herpol, wahr

81


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0083