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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 123
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im Vaterlande habe ich mehr Unangenehmes erfahren als in dreißig Jahren meines
Aufenthaltes in Osterreich."35

Während der Konstanzer Jahre wurde Ens nicht nur mit dem Generalvikar, sondern
auch mit dessen um zwei Jahre älteren Bruder Johann Philipp befreundet. Dieser war
im Sturmjahr 1848 kurze Zeit in der Wiener Regierung Ministerpräsident gewesen.
Nach seinem in den Wirren der Revolution erfolgten Sturz wohnte er bis zu seinem
Tod in Freiburg im Breisgau. Er unterhielt einen regen, sehr herzlichen Briefwechsel
mit Ens. Im Sommer 1854 besuchte er Ens in Bregenz, und beide machten Wanderungen
im Bregenzerwald. Sie weilten damals einige Wochen zusammen im dortigen
Schwarzenberg. 1856 nahm Wassenberg Ens sogar als seinen Gast, also auf seine
Kosten, mit zur Badekur nach Baden bei Zürich. Er schwärmt förmlich von der
Idylle, in der Ens in Bregenz lebte. So schreibt er: „Ich träume oft von Bregenz und
vom Gebhardsberg und sehe Sie in Ihrem Garten unter dem großen Birnbaum sitzen,
mit der Zigarre im Mund und Ihren guten Kaffee schlürfen ..."36

Seine Freundschaften hat Ens sehr gepflegt. Entsprechend umfangreich ist deshalb
auch seine Korrespondenz. Über 500 Briefe finden sich in seinem Nachlaß, auch die
Texte seiner eigenen Briefe übrigens, da er diese vor der Reinschrift im Konzept zu
entwerfen pflegte. Waren es während des Ruhestandes die beiden Brüder von Wassenberg
, mit denen er freundschaftlich verkehrt hat, so war es in Troppau vor allem die
Gräfin von Hauer, die Witwe des Franz Freiherrn von Hauer, k. k. Geheimen Rats
und Gouverneurs von Galizien37, eine geborene Gräfin von Larisch-Mönnich. Zum
Kreis der Familie gehörte die Schwester der Gräfin, die Gräfin Marie Blücher auf
Radun, die mit dem Fürsten Gebhard Blücher von Wahlstatt, einem Abkömmling des
Marschalls Blücher, verheiratet war. Ida von Hauer, die Tochter der Gräfin, heiratete
den Grafen von Falkenhayn auf Kyowitz. Mit ihr stand Ens bis zu seinem Tod in brieflicher
Verbindung. Von ihr allein sind 57 Briefe in seinem Nachlaß erhalten geblieben
.

Regelmäßig jede Woche veranstaltete Ens in Troppau im Kreis der adeligen Damen
Leseabende, an denen er ihnen aus seiner Lektüre vorlas und ihnen wohl zum Schluß
noch einige Lieder aus der Heimat vorsang. Der ausgeprägt musische Zug seines
Wesens, seine geistreiche und gesellige Art, die hier in Troppau lebhaften Anklang
fanden, waren schon während seiner Studentenzeit an ihm aufgefallen. Seine frühere
Wirtin, die Frau Hermanna Behrle in Freiburg, schrieb ihm 1820 nach Troppau:
„Könnten Sie nur hören, wie oft ich mit meinen Kindern von Ihnen rede, noch mehr,
wie meine Gedanken sich mit Ihnen beschäftigen; wie manche Stunde bei schlaflosen
Nächten vergegenwärtige ich mir die Vergangenheit, wie angenehm waren wir im hinteren
Stübchen, als Sie unseren Geist mit Leetüre beschäftigten, die Erholungsstunden
im Garten, wie manch angenehme Stunde wurde in Ihrer Gesellschaft verplaudert
. Die Eremitage, die Sie bauten, die Quartette in Ihrem Zimmer, die Ständchen,
wo Sie uns am Abend am Fenster brachten, wie glücklich waren jene Zeiten ... Lieber
Ens, machen Sie es möglich, daß Sie uns einmal besuchen, wir werden uns bestreben
, Ihnen Ihren Aufenthalt in unserer Stadt so angenehm wie möglich zu
machen."38

Ähnlich wehmütig schrieben ihm dann später auch die Damen aus Troppau nach
seinem Wegzug von dort.

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