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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 148
(PDF, 38 MB)
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Nebenbetriebe sind frei von allen Einschränkungen. Dazu zählen auch Gärtnereien,
außerdem Holzfällen, Verfertigen von Holzgeschirr, Korbflechten, Bürstenbinden
."20 Dieser Entwurf wurde zwar nicht verabschiedet, zeigt aber die Bedeutung
des Problems.

Arbeitsorganisation

Neben der bereits erwähnten Art der Arbeitsteilung berichtet Ackermann, daß jede
Familie unabhängig produzierte, „wobei schon ganz kleine Kinder die wichtigsten
Dienste tun können."21 Gesellen oder Gehilfen waren unbekannt, die Produktion auf
den Familienkreis beschränkt.

Nichts wird berichtet darüber, ob die Bürstenbinder in besonderen Werkstätten arbeiteten
oder in der Wohnstube. Es ist aber anzunehmen, daß die Produktion wie vordem
die Spinnerei und Weberei in der Wohnstube stattfand.

Arten von Bürsten

Ackermann unterscheidet die Haar- und Borstenbinder, die unterschiedliche Produkte
herstellten: „Die Produkte, welche die Ersteren hervorbringen, sind: Mehlwische,
langhaarige Bodenwische, langhaarige Kleiderbürsten, dann Glanz-, Staub- und Trippelbürsten
. Sie werden von Schweinshaaren, Pferdshaaren und vom Ziegenbockbarte
verfertigt. (...) Die Borstenbinder hingegen bedienen sich zu ihrer Arbeit lediglich
der auf dem Rückgrade der Schweine wachsenden Borsten. Sie verfertigen: Bodenwische
, Pinsel, Maurer- und Borstenpinsel, Mehlwische, Pastetenpinsel, auch Zeich-
nungs- und Rasirpinsel, Fabrikbürsten für Baumwollenwebereien, Druckereien und
Spinnereien, von verschiedenen Gattungen; ferner Fabrikbürsten für die Leinweber,
Pferdwische, Schuh- und Kleiderbürsten (. . .)."22

Auf den Herstellungsprozeß geht Ackermann nicht im einzelnen ein — abgesehen
von der Beschreibung der Arbeitsteilung —, es gab aber schon in der ersten Phase
beide Arten von Bürsten,

— die „Eingezogenen", bei denen das Borstenbündel mit Schnur oder Draht im Bürstenholz
verankert wird und

die „Eingepichten", bei denen die Borsten oder Haare zunächst mit einem Stück
Schnur zusammengebunden und dann in flüssiges Pech getaucht werden. Das eingepichte
Ende wird dann in ein Sackloch im Holz gesteckt, das Pech erkaltet und
verklebt die Borsten mit dem Holz.23

Arbeitsbedingungen

Aus Ackermanns Bericht läßt sich indirekt auf einige Arbeitsbedingungen der ersten
Bürstenbinder schließen. So weist z. B. Bittmann darauf hin, daß Ackermanns Berechnung
über den jährlichen Gewinn der Bürstenbinder auf 365 Arbeitstage beruhe

— Sonn- und Feiertage gab es mithin nicht für die Bürstenbinder!24

Da sich der Arbeitsvorgang beim Einpichen über die Jahrzehnte nicht verändert
hat, darf man von ähnlichen Bedingungen ausgehen, die Bittmann 1907 beschrieben
hat: „Da das Pech während der Arbeitsstunden durch Holzfeuerung in dünnflüssigem
Zustande erhalten wird und weder für genügenden Abzug des entstehenden Rauches
und Pechdunstes noch für Lufterneuerung durch Öffnen der Fenster und Türen ge-

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