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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 151
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der Weltausstellung in Wien 1873 erhielten sie eine Goldmedaille und eine Ehrenurkunde
für ihre Erzeugnisse.32

Neben den bisher verwendeten Tierhaaren wurden nun auch exotische Rohstoffe
verwendet:

„Man fertigt auch Reisbürsten. Hierzu gebraucht man die Wurzeln vom Reis, einer
Getreideart, welche in Italien im Mailändischen, in Ostindien, China und den meisten
wärmern Gegenden der Erde wächst."33

Gründe für das Aufblühen der Bürstenindustrie

Neben der Quasi-Monopolstellung, der verbesserten Qualität, der leichten Beschaffbarkeit
der Rohstoffe war auch die bewußte Förderung durch die großherzogliche Regierung
in Baden ein wichtiger Faktor. So bemerkt Fahnenberg in einer Anmerkung
zu Ackermanns Bericht zwar: „Zum Glücke hat man von Seiten der Staatsbehörden
von diesem neuen Industriezweige nur insofern Kenntniß genommen, als man den
Händlern zur Erleichterung des Verkehrs das Lösen der Hausirzettel nachgelassen
hat."34 Dazu ist festzustellen, daß „die Regel darin (bestand), daß alles Hausieren
aufs strengste untersagt war und daß nur Ausnahmen gestattet wurden, z. B. mit
Rücksicht auf den Absatz der Erzeugnisse der häuslichen Industrie des Schwarzwaldes
."35

Das Abgehen von der Regel, das Fahnenberg als kaum der Rede wert erachtete,
war also eine bewußte Fördermaßnahme durch die Regierung.

Erste Anzeichen für den beginnenden Niedergang zu Beginn der 1850er Jahre ver-
anlaßten die Regierung zu Gegenmaßnahmen. Weil der Markt sich nicht vergrößert
hatte, die Zahl der Bürstenbinder und Hausierer aber ständig gestiegen war, trat eine

* ♦

Uberproduktionskrise ein und die Preise verfielen zusehends. „Einer unterbot den
andern. Das Gewerbe genügte den Forderungen der Zeit nicht mehr, der kaufmännische
Betrieb war mangelhaft, die Ausfuhr ließ zu wünschen übrig."36 Die Regierung
legte eine Mustersammlung moderner Bürsten an, „sie ließ in jüngster Zeit Geldbeiträge
an arme Arbeiter zur Ermuthigung und Aneiferung verabreichen, was zum innigsten
Dank verpflichtet"37, es wurden Zeichenvorlagen angeschafft und Zeichenunterricht
erteilt, desgleichen „in der Fabrikation der Pinsel, Einführung von
Fabrikaten aus Piassava, für Verbesserung in der Fabrikation lackirter Hölzer, bessere
Politur etc."38 Gleichzeitig wurden die Bestimmungen zur Erteilung von Hausierpatenten
so verschärft, daß die Zahl der Hausierer reduziert wurde. „Unternehmende
Industrielle erhielten unverzinsliche Darlehen zur zweckmäßigen Einrichtung
ihrer Betriebe, insbesondere für die Anschaffung von Maschinen für die Herstellung
der Bürstenhölzer."39

Einkommensverhältnisse und Preise

Für die Zeit um 1850 liegen recht genaue Daten über die Löhne bzw. „Gewinne" der
Bürstenmacher vor. Durch Vergleiche mit anderen Berufen und durch Preisangaben
läßt sich in etwa das Reallohnniveau der Bürstenbinder ermitteln.

Rombach: „Alle fleißigen, braven und thätigen Bürstenhändler fanden bisher ihr
gutes und redliches Auskommen, sicherten den Lebensunterhalt ihrer Familien und
erwarben sich überdies bei günstigen Verhältnissen einen ordentlichen Sparpfennig.

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