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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 155
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der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mißbrauchen werden";58 darüberhinaus
für diejenigen, denen aufgrund von Verbrechen und Vergehen das Ausüben eines
Gewerbes sowieso verboten war (Artikel 5). Infolgedessen wurden innerhalb
eines halben Jahres vom 15. Oktober 1862 bis 15. April 1863 insgesamt 8844 Hau-
sier-Ausweise ausgestellt (5865 Badener und 2979 Ausländer — darunter ein Zentralafrikaner
!).59

2. Dazu kam noch, „daß seit Einführung der Gewerbefreiheit mehr und mehr Verkaufsläden
für Bürstenwaren entstanden sind, daß man fast überall, selbst in kleineren
Orten in den Kramläden Bürsten und dergleichen bekommen kann und daß
infolge der zunehmenden Teuerung der Lebensmittel auch der Verdienst erheblich
geschmälert worden ist . . ."60

Die Gründung der ersten Fabriken

Durch die Gewerbefreiheit begünstigt war auch das Entstehen von größeren Fabrikationsstätten
in Todtnau. Im Jahr 1862 gründete J. E. Faller den ersten größeren Betrieb
. Zwar hatte es auch früher schon vereinzelt größere Betriebe gegeben, das entscheidend
Neue bei Faller war, daß er die bisher in verschiedenen Betrieben
gemachten Arbeitsprozesse — Hölzlemachen und Einziehen — in einem Betrieb vereinigte
und dadurch rationalisierte. Durch Großeinkauf der Rohstoffe konnte er um
10—20 % billiger produzieren als die Kleinindustriellen. „Weiter wird durch die in
den Fabriken eingeführte Arbeitsteilung, wobei die einzelnen Arbeiter stets mit bestimmten
Verrichtungen betraut sind, natürlich auch die technische Fertigkeit dieser
Arbeiter bezüglich der einzelnen Manipulationen gehoben."61

Durch bessere Betriebsorganisation, größere Kapitalkraft und Aufsuchen von
neuen Märkten konnten sie einen größeren Absatz erzielen.

Zölle und Protektionismus gegenüber den Hausierern

Zusätzlich wirkte sich negativ auf die Entwicklung der Heimindustrie die Politik der
Nachbarländer aus: Zwei der wichtigsten Handelsgebiete der Todtnauer — die
Schweiz und Elsaß-Lothringen — erschwerten den Hausierhandel ab Mitte der
1860er Jahre ganz erheblich, einerseits durch hohe Zölle, wie sie früher unbekannt
waren, und andererseits in der Schweiz zusätzlich durch die Pflicht, daß die Hausierer
in fast jedem Kanton, in dem sie handeln wollten, ein besonderes Hausierpatent
erwerben mußten und es auch dann noch vom jeweiligen Ortsvorstand abhängig war,
ob er den ausländischen Hausierer überhaupt arbeiten ließ.62

Beginn der Industrialisierung

Das eigentümliche Zusammenwirken verschiedener Faktoren erklärt den raschen
Fortgang der Industrialisierung der Bürstenmacherei.63 Einerseits konnten die Fabriken
billiger produzieren — und schon dadurch die Hausindustriellen vom Markt verdrängen
—, andererseits begannen sie, ihre Bürsten über eigene Vertriebswege abzusetzen
. Sie belieferten über Vertreter („Reisende") Läden bis in die kleinsten
Gemeinden. Dadurch verloren die Hausierer, die „Vertriebsorganisation" der Heimindustriellen
, ihre angestammten Absatzmärkte.
„Mit dem Niedergang des Hausierhandels fehlte es auch der Hausindustrie mit der

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