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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 165
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fortschrittlichen Ideen zurückzuführen ist, die die Hausierer aus dem revolutionären
Frankreich und der demokratischen Schweiz ins spätfeudale, obrigkeitliche Baden
mitbrachten. Diese Volksvereine wurden nach der Revolution verboten, aber noch
„1877 berichtete der Amtmann, die Gemeinde Todtnauberg gehöre zu den in politischer
Hinsicht wenigen des Bezirks, welche eine verhältnismäßig große Zahl liberaler
Elemente besitzt."110

Am Ende des 19. Jahrhunderts allerdings hat sich diese demokratische Tradition
verloren — vielleicht, weil eben die Schweiz und Frankreich als Handelsgebiet verloren
waren — Klingele schreibt 1899:

„Auf die Moralität der Händler übt der Hausierhandel keinen schädigenden Einfluß
. Die Händler sind alle Katholiken, hängen ihrem Glauben mit Überzeugung an
und üben denselben auch auf ihren Hausierreisen. (...) Ihre Familien sind meistens
in musterhafter Ordnung. Die Söhne und Töchter unterwerfen sich während der Abwesenheit
des Vaters der Autorität der Mutter; sie arbeiten von früh 5 Uhr bis 9—10
Uhr abends, mit kurzen Unterbrechungen zur Essenszeit im elterlichen Haus, sind
darum ferne von aller Nachtschwärmerei und schlechten Gesellschaften. Die Söhne
sind zufrieden, wenn sie sonntags für ein paar Glas Bier Geld oder zu einem Vergnügen
, ein oder das andermal im Jahre, ein paar Mark erhalten. In Todtnau müssen die
Eltern schon besser mit Geld herausrücken. Das Beispiel der Arbeiter in den dortigen
Bürsten- und sonstigen Fabriken macht hier schon seinen schlimmen Einfluß geltend.
Socialdemokratische Einflüsterungen und Bestrebungen haben bis jetzt bei den Hausierhändlern
und ihren Familien keinen Anklang gefunden. Davor schützt sie ihr klarer
Verstand und ihre religiöse Überzeugung." 111

Zahl der Hausierer

Nach Ackermann lebten im Jahr 1814 in Todtnau und Umgebung 29 Familien vom
Hausierhandel."2 Rombach berichtet 1855, daß sich die Zahl der Bürstenhändler
ständig vermehrt habe; Dietz schreibt: „Es gaben sich im Jahr 1853 etwa 400 Leute,
welche selbst keine Bürstenmacher sind, damit ab, Bürsten auf dem Schwarzwalde
zusammenzukaufen und zu verhausieren. Einige Bürstenfabrikanten treiben auch
Handel auf eigene Rechnung."113

Bei Klingele findet sich eine detaillierte Tabelle, in der die Anzahl der Hausierer
nach Herkunftsgemeinde aufgeschlüsselt für den Zeitraum zwischen 1830 und 1899
angegeben wird. Die Gesamtzahlen betrugen hiernach:

1830-1840 55

1840—1850 66

1850-1860 86

1860—1870 97

1870-1880 115

1880—1890 101

1890-1899 69

aus den Gemeinden Todtnau, Todtnauberg, Muggenbrunn, Schlechtnau, Brandenberg
und Aftersteg. Todtnauberg nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als zu allen
Zeitpunkten etwa die Hälfte der Hausierer von dort stammte.114
Bis zum Jahr 1905 ging die Zahl weiter zurück. Im Amtsbezirk Schönau wurden

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