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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 195
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0197
Teningen im Zweiten Weltkrieg

Von

Norbrt Ohler

Am Beispiel einer dörflichen Gemeinschaft will der Beitrag zeigen, wie Menschen
sich in dem von NS-Regime und Krieg geprägten Alltag eingerichtet hatten, wie sie
in das Unrechtssystem eingebunden, wenn nicht verstrickt waren.

Amtliche Nachrichten der Gemeindeverwaltung

Seit dem 24. März 1937 erschienen in Teningen „Amtliche Nachrichten der Gemeindeverwaltung
". 1 Im Vorwort zur ersten Nummer entwickelt Bürgermeister Heß seine
Vorstellungen: Die Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verpflichte die Bürgermeister
, „die Einwohnerschaft2 über alles Wissenswerte und über seine Anordnungen
und Maßnahmen auf dem Laufenden zu halten." Das sei bislang durch die Veröffentlichung
von Gemeinderatsberichten in Tageszeitungen, und in den jährlichen
Gemeindeversammlungen geschehen. Wegen (ungenannter) „Unzuträglichkeiten"
und „zur besseren Unterrichtung der Einwohnerschaft" wolle man jetzt unentgeltlich
an alle Haushaltungen Gemeindenachrichten verteilen; denn „eine wahre Volksgemeinschaft
und eine Familie, wie es eine Gemeinde sein soll", interessiere alles, was
vor sich gehe; nichts solle „hinter verschlossenen Türen verhandelt und der Einwohnerschaft
verheimlicht werden."

Der Bürgermeister will als Chronist ein Stück Dorfgeschichte überliefern, die in
vieler Hinsicht repräsentativ für die Geschicke des Breisgaus und Badens ist. Naturgemäß
kann er das Versprechen, „lückenloses" Material zur Fortsetzung der Gemeindechronik
zu bringen, nur teilweise einlösen; doch ist das Gebotene unerwartet
ergiebig: Einmal bündelt das Gemeindeblatt brennpunktartig viele Seiten des Dorflebens
, die man sonst mühsam aus verstreuten Quellen zusammentragen müßte -
wenn man sie überhaupt fände. Dann werden auf mehreren Ebenen Vergangenheit
und Gegenwart verschränkt, z. B. Angaben zur Bevölkerungsentwicklung zurückverfolgt
. In Fortsetzungen erscheinen Abschnitte der Gemeindechronik zu Mittelalter
und Neuzeit und eine „Geschichte der Ortsgruppe Teningen der nationalsozialistischen
deutschen Arbeiterpartei, geschrieben von Ortsgruppenleiter Wilhelm Heß"
(künftig NS- bzw. Parteichronik), ein einzigartiges Dokument.3 Zudem flicht der
Bürgermeister wiederholt eigene Berichte ein, die um so reizvoller sind, als er — wie
auch sein Bruder, der Autor der NS-Chronik — gut beobachtet und packend erzählt.

Das anspruchsvolle Programm entsprach weder der Wirklichkeit noch den Zielen
des NS-Staates; doch war es geeignet, Kritiker des Regimes zu besänftigen und Gutgläubige
zu gewinnen. Die Hoffnung, daß das Gemeindeblatt vielleicht den „Grundstein
" einer eigenen Teninger Zeitung bilde, spiegelt das Selbstbewußtsein wohl nicht

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