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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 199
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0201
halb war schon früh der Luftschutz geübt worden.7 Einstweilen ist nur von Verdunkelungsübungen
die Rede, die die 1934 (!) angeschaffte Feuer- und Luftschutzsirene
anzeigen werde; wiederholt werden die Signale erklärt, die sich den Zeitgenossen tief
eingeprägt haben. Was auf die Menschen zukommen kann, geht aus fast beiläufig
vorgetragenen Aufforderungen hervor: Bei Alarm müsse sofort vollständige Verdunkelung
gewährleistet sein, die „auch mehrere Tage dauern" könne; die Bevölkerung
solle die zur Brandbekämpfung erforderlichen Geräte — „Wassereimer, Feuerpatsche
, Sand usw." bereitstellen, sich für Stromausfälle rüsten, für bombensichere Keller
sorgen, Türen und Fenster gegen Gas abdichten . . . Der Bürgermeister schließt:
„Vorsorgen heißt, seine Familie schützen."8

Teningen liegt in der Luftlinie gerade 15 km vom Rhein entfernt; deshalb mußte
die Bevölkerung schnell zu benachrichtigen sein. Ein „Großlautsprecher" war auf
dem Rathausplatz aufgestellt worden, durch den wichtige Meldungen von Fall zu Fall
bekanntgegeben werden sollten. „Bei Aufforderung durch die Ortsschelle hat aus jedem
Haus mindestens eine Person (auch Jugendliche) auf dem Rathausplatz zu erscheinen
. Evt. ist Papier und Blei mitzubringen, zur Aufzeichnung von Stichwörtern
." Der Bürgermeister berichtet dann vom „ersten Appell auf dem Rathausplatz"
wenige Tage zuvor, bei dem er „sehr wichtige Anordnungen" bekanntgegeben habe,
u. a. die Einführung der Bezugscheinpflicht für „einige Lebensmittel und Verbrauchsgüter
"; zu diesen gehörten „Spinnstoffwaren", Schuhe und Leder; für die
Verteilung von Treibstoff sei das Bezirksamt zuständig; Anträge seien dort persönlich
zu stellen. Dank „tadelloser Organisation" hätten die Verbraucher innerhalb weniger
Stunden ihre Lebensmittelkarten in Händen gehabt.

Der erwähnte „Appell" könnte am 28. August anberaumt worden sein — vier Tage
vor Beginn des Krieges; die Lebensmittelkarten waren schon 1937 gedruckt und in
Panzerschränken eingelagert worden.9 Man wollte Unruhe und Hamsterkäufe vermeiden
; wie Rundfunk und Presse bereits bekanntgegeben hätten, sei diese Maßnahme
„vorsorgend" zu verstehen; es ständen genügend Lebensmittel zur Verfügung,
„diese sollen nur gerecht verteilt werden". Mit großem Verständnis habe die Einwohnerschaft
hiervon Kenntnis genommen, sie habe „vollstes Vertrauen zur Staatsführung
" und sei sich bewußt, „daß sich die Fehler des letzten Krieges nicht wiederholen
". Der letzte Krieg war nach Meinung Hitlers „fünf Minuten vor zwölf beendet
worden.

Alltag in der Etappe

Von der Industrie ist im Gemeindeblatt selten die Rede; um so häufiger und detaillierter
sind Anordnungen, die die Landwirtschaft betreffen — verständlich schon deshalb
, weil Deutschland mit Ausbruch des Krieges wieder auf sich und seine wenigen
Verbündeten angewiesen war; seit 1939 plünderte es rücksichtslos die eroberten Länder
aus; infolgedessen war die deutsche Bevölkerung bis zum Ende des Krieges gut
versorgt.

Viele Angaben galten nun als Staatsgeheimnis; es ist daher kein Zufall, sollte eher
die Bevölkerung beruhigen, daß die Ergebnisse der Viehzählung (jeweils im Dezember
) und die Menge der abgelieferten Milch (monatlich) im Gemeindeblatt veröffentlicht
wurden: Oktober 1939 28.489, November 29.100 Liter, Februar 1940 32.309,

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