Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 206
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0208
Metalle und — ausnahmsweise, Ende Juni 1940 — Altkleidung für polnische Zivilarbeiter
: Gegen die unentgeltliche Abgabe brauchbarer Männer- und Frauenkleidung
sollte man Bezugscheine für die Anschaffung neuer Kleidung bekommen.

Zu einer „Metallspende des deutschen Volkes zum Geburtstag des Führers im
Kriegsjahr 1940" rief Generalfeldmarschall Göring Privatleute, Handwerk und Industrie
auf. Gefragt waren „Aschenbecher, Tischaufsätze, Zierstücke, Bronzen, Wandstücke
, Kannen, Kessel, Tablette, Eß- und Trinkgeräte sowie alle sonstigen Haushaltungsgegenstände
" aus Kupfer, Zinn, Nickel, Messing, Blei oder deren Legierungen.
„Es ist Ehrenpflicht jedes Einzelnen, dem Vaterland im schwersten Kampf, den es
je zu bestehen hatte, freiwillig alles Entbehrliche zu opfern" (Gb. 30. März 1940).

Teninger Vereine beherzigten den Aufruf. „Der Alemanne", vom Gemeindeblatt
am 30. April 1940 stolz zitiert, spiegelt die uns so fremd berührende Begeisterung,
der sich wohl nur wenige haben entziehen können; es war die Zeit kurz vor dem
'Westfeldzug'. In einer Feierstunde im Vereinsheim übergab der Führer des Musikvereins
, Pg. Wilhelm Schwanz, „die in vielen Musikwettstreiten errungenen Pokale
und Trophäen". Was an Mühe, Arbeit und Opfern hinter den großen Erfolgen stehe,
könne nur ermessen, wer selbst in den Reihen der Musiker gestanden habe. Trotzdem
würden die wertvollen Preise gern „auf den Altar des Vaterlandes gelegt", so betonte
der Vereinsführer, „um mitzuhelfen, dem Erzfeind England das Genick zu brechen."
Bürgermeister Pg. Heß lobte die Opferbereitschaft der Musiker und hob hervor, daß
für den heldenhaften Freiheitskampf des deutschen Volkes das Opfer nicht groß genug
sein könne. „Es war ein erhebender Moment, als die Kapelle das 'Engelandlied' anstimmte
und man glaubte, die Pokale spielten mit und reckten die Hälse, als die Kapelle
am Schlußsatz 'denn wir fahren gegen Engeland' anlangte." In ähnlichen Feiern,
z. T. bei Wein und Gesang, nahmen auch andere Vereine Abschied von „heißerkämpften
und wertvollen Wettstreitpreisen"; so spendete der Schützenverein eine Kiste
Patronenhülsen, die Kriegerkameradschaft die Fahnenspitze, der Turn- und Sportverein
„eine Anzahl Pokale", die Feuerwehr Helme . . . Der Beitrag schließt mit der
Hoffnung, die Lastwagenladung möge „dazu beitragen, unsere Gegner siegreich niederzuringen
."

Es blieb nicht bei Bitten. Mitte August 1940 wurden Eigentümer, Verwalter, Päch-
tep^oder Alleinmieter von privaten oder öffentlichen Gebäuden jeder Art verpflichtet,
bis spätestens 25. August 1940 dem Bürgermeister oder der vorgesetzten Kirchenbehörde
anzuzeigen, in welcher Form und in welchen Teilen des Gebäudes Kupfer zu
Bedachungen, Abdeckungen, Verkleidungen oder Einfassungen, zu Aufsätzen, Verzierungen
, Dachrinnen oder Regenfallrohren verwendet sei. Zuwiderhandlung werde
bestraft.

Solche Meldungen mochten zwiespältige Gefühle wecken: Getrost kann man sich
der Führung anvertrauen, denn eine tatkräftige Verwaltung denkt voraus; die Einschränkungen
treffen alle Volksgenossen, die erträumte Volksgemeinschaft ist verwirklicht
; jeder trägt zum ersehnten „Endsieg" bei, die „Führer" der Vereine gehen
mit gutem Beispiel voran. Es konnte sich aber auch die beunruhigende Frage aufdrängen
: Hatte Hitler, wenn im Oktober 1939 die Schuhe ausgingen und im August 1940
Mangel an Kupfer herrschte, wirklich von vornherein jede Möglichkeit einkalkuliert,
wie er zu Anfang des Krieges verkündet hatte?

206


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0208