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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 220
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0222
Der Bürgermeister greift die ängstliche Frage eines der Zuschauer auf: „Was
kommt nun für uns?" Die Teninger sind im Zweiten Weltkrieg glimpflich davongekommen
; ihre Landsleute in Ost- und Westpreußen, Pommern, Schlesien, Mecklenburg
haben 1944/45 Fürchterliches erlitten.

Jahrelang hatten deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg vergeblich den Durchbruch
an der Westfront versucht. Mit Bewunderung und Stolz, angehaltenem Atem und
wohl auch etwas Neid verfolgten Weltkriegskämpfer den stürmischen Vormarsch.
Der Bürgermeister grüßt „unsere Soldaten an der Westfront" (Gb. 31. Mai 1940):
„Tag und Nacht" seien die Teninger mit ihren Gedanken bei ihnen; „am Radio und
auf der Landkarte" verfolgten vor allem „wir alten Soldaten, die wir jeden Flecken
des blutgetränkten Bodens in Belgien und Frankreich kennen", die „unbeschreiblichen
Heldentaten". Heß versichert: Auch in der Heimat werde man seine Pflicht erfüllen
. In derselben Ausgabe veröffentlicht er einen Feldpostbrief: „In großen
Marschleistungen geht es unaufhörlich weiter [. . .] Flieger und nichts als Flieger, jedoch
kaum ein feindliches Flugzeug ist zu sehen. Vor der Stadt L. . . traf ich den
Ochsenwirt Höfflin von Emmendingen und nach der Stadt den jungen Froß Fritz. Mit
einer Flasche Wein wurde das Wiedersehen begossen. In seiner Kompanie befinden
sich viele Teninger Pferde. Sie würden sich tadellos halten, obwohl sie auf dem
Marsch sehr viel leisten mußten. Futter hätten sie genug, Menton sein Fuchs wäre
kugelrund." Am 15. Juni referiert Heß aus einem weiteren Brief: Vom Feind sei nicht
viel zu sehen, sie könnten „kaum so schnell hintennach kommen, wie er türmt".

Welche Erwartungen nicht nur der Bürgermeister mit dem deutschen Vormarsch
verband, machen „Grüße der Heimat an unsere Soldaten" deutlich, an der Spitze des
Gemeindeblattes vom 30. Juni: „Wir kommen aus der Bewunderung Euerer Heldentaten
nicht mehr heraus, es sind übermenschliche Leistungen". Man komme kaum
noch mit auf der Landkarte. „Nun haben wir die letzte, neue Landkarte aus unserer
Schublade herausgeholt, die von England. Macht hier gründliche und ganze
Arbeit. Die Heimat ist mit Euch."

Unter der Überschrift „Die Sieger kehren heim!" begrüßt das Gemeindeblatt
„kampferprobte, braungebrannte Soldaten aller Altersstufen, vom ergrauten Familienvater
bis zum Jüngling"; mancher Kamerad sei draußen auf dem „Feld der Ehre"
geblieben, „um den nun eine alte Mutter trauert." Hess schreibt weiter: „Wir können
unserer stolzen Wehrmacht nicht dankbar genug sein, daß diese den Feind von den
Grenzen fernhielt und unsere Heimat vor der Vernichtung bewahrte" (Gb. 15. und
31. Juli 1940). Später bringt das Gemeindeblatt Fotos von den Truppen, überschwäng-
lich von der Bevölkerung begrüßt, die ihnen — wie beim Auszug — Erfrischungen
reicht. Zur Ausrüstung gehörten trotz zahlreicher Motorfahrzeuge noch viele Pferde,
wie auch der zitierte Brief zeigt.

Auf der Rückfahrt von der Besichtigung der Schlachtfelder am Oberrhein fuhr „unser
Führer" in langsamer Fahrt mit seiner Begleitung in einer langen Autokolonne von
Breisach kommend durch Teningen. „Da die Ankunft nicht bekannt war, waren es nur
wenige Glückliche, die den größten Sieger der Weltgeschichte begrüßen konnten"
(Gb. 15. Juli 1940). Während des Dritten Reiches liebte man Superlative; bald wird
Hitler sich als „größten Feldherrn aller Zeiten" feiern lassen.45 Mit dem Sieg über
Frankreich hatte Hitler einen der spektakulärsten Erfolge seiner Laufbahn errungen.

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