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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 237
(PDF, 38 MB)
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Stabschef der SA, Lutze, noch gesondert eine Ansprache gehalten hatte. Auch er verzichtete
darauf, einen klaren Befehl für die Ausschreitungen zu geben, aber er appellierte
an die Anwesenden in diesem Sinne. So kam es zu den oben geschilderten Ausschreitungen
.

Die Täter

a) Der Weg in die Gewalt

Jeder Mensch verfügt über ein Aggressionspotential, das durch eine Reihe von Faktoren
und Umständen angereichert und gesteigert werden kann, insbesondere können
Frustrationen unmittelbar zu Aggressionen führen. Ähnliches gilt für Minderwertigkeitsgefühle
, für Angst und für Neid.

Das zunächst neutrale Aggressionspotential kann sich in legaler oder illegaler
Richtung entwickeln, legal z.B. zur Durchsetzung im Beruf oder Sport.

Aggressionen können auch künstlich erzeugt werden, und man hat schon mehrfach
untersucht, wie weit ein Mensch überhaupt beeinflußbar ist und zum Verbrechen verführt
oder getrieben werden kann. Die Experimente des amerikanischen Psychologieprofessors
Stanley Milgram zeigen, daß drei Viertel der Durchschnittsbevölkerung
durch eine Autorität dazu gebracht werden können, gegen ihnen völlig unbekannte,
unschuldige Menschen in bedingungslosem Gehorsam aggressiv zu werden, sie zu
quälen, zu foltern, ja sogar zu töten. Die Versuchspersonen waren normale Menschen
ohne Vorstrafen und ohne sonstige Auffälligkeiten.

Diese Experimente wurden auch in der Bundesrepublik durchgeführt und zeigten
wiederum, daß Menschen durch Befehl oder sonstige psychische Einwirkungen leicht
dazu gebracht werden können, Gewalt gegen andere Menschen oder gegen Sachen
auszuüben.

Bezüglich der Gewalt gegen Sachen kennt die Kriminologie schon lange den Begriff
des Vandalismus. Unter Vandalismus versteht man „eine vorsätzliche, zerstörerische
, schädigende Handlung, die sinn- und zwecklos, nihilistisch und irrational erscheint
oder deren Motiv von der Gesellschaft im Verhältnis zum angerichteten
Schaden als trivial und absurd (uneinfühlbar) angesehen wird".22

Ergänzend ist daraufhinzuweisen, daß es auch den soziologischen Begriff der Ventilsitten
gibt, d. h. besondere Feste oder andere Veranstaltungen wie Silvesterfeier,
Fußballspiele oder Karneval und Fastnacht, bieten Anlaß zu einem Verhalten, das an
normalen Tagen nicht geduldet werden würde. In den USA hat man für dieses Phänomen
den Begriff „moral holidays" = „moralische Ferien" geprägt.

Dieses Bedürfnis, gelegentlich über die Stränge zu schlagen, ist um so stärker, je
strenger die Menschen in Zucht gehalten werden, beispielsweise in einem diktatorischen
Regime.

b) Die SA

Die „Sturmabteilung" war die Kampftruppe der NSDAP. Als Bürgerkriegsarmee und
Schlägertruppe im Kampf gegen die politischen Gegner (Symbol wurde Horst Wessel
) stießen vor allem während der Weltwirtschaftskrise viele sozial Entwurzelte und
Arbeitslose, die teilweise kasernenmäßig untergebracht wurden, zur SA.
Nach der Erringung der Macht wurde die SA politisch überflüssig; unter unzufrie-

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