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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 262
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0264
ern ein, nicht in einen völligen Neubau, wohingegen das Schiff ganz neu aufgeführt wurde.
Durch die Verlegung der Orgel in den nun überhoh wirkenden schmalen Chor konnte der Baumeister
eine befriedigende Raumwirkung erzielen. Nach dem barocken Neubau von 1751 hatte
der Tiengener Kirchturm eine Zwiebelhaube. Das uns vertraute spitze Turmdach ist gerade
hundert Jahre alt. Die Baulasten haben sich auch geändert, Nachfolger des Dompropstes
wurde für kurze Zeit der badische Staat, der diese Rolle bald an die politische Gemeinde
abgab.

Wolfgang Kanstinger erforschte die Tiengener Schulgeschichte personell und baulich aus
Akten des Gemeindearchivs und des Generallandesarchivs. Wie bei einer evangelischen Gemeinde
zu erwarten, lassen sich schon im 16. Jahrhundert Schulmeister nachweisen. In mehreren
Längsschnitten gibt der Autor übersichtlich Auskunft über die Lehrer, ihre Besoldung, die
Schülerzahlen und die Schulaufsicht. Auf den großformatigen Schülerfotos, die bis zur Jahrhundertwende
zurückgehen, können sich viele alte Tiengener wiederfinden. — Bernhard
Oeschger untersuchte die bauliche Entwicklung des Siedlungsbildes zwischen 1700 und 1900,
also des alten Dorfes Tiengen, das ein Haufendorf mit regellosem Grundriß war. Er benutzte
die ergiebigen Unterlagen der alten badischen Feuerversicherung. Er legt die Ergebnisse in
Tabellen, einer Karte und im Text vor. Die Zeit der intensivsten Neubautätigkeit war, abgesehen
natürlich von unserer Zeit, die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das bezieht sich auf die
Wohngebäude. Bezüglich der Ökonomiegebäude liegt der Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert
. Neben dieser interessanten Arbeit, die jedes Haus im Tiengener Ortskern verzeichnet,
steuerte Oeschger eine Untersuchung zum Brauchtum bei: „Vom Leben im alten Dorf — Bilder
zu Alltag und Fest".

Hans Teufel, Regierungslandwirtschaftsdirektor seines Zeichens, schreibt als Fachmann
über die Entwicklung der Landwirtschaft seit der Aufhebung der Leibeigenschaft am Ende
des 18. Jahrhunderts. Auffallend sind die Steigerungen der Hektarerträge. Markante Ereignisse
sind die Flurbereinigungen der 20er und der 60er Jahre unseres Jahrhunderts. Der Autor benützt
als Grundlage für seine Ausführungen die Akten der einschlägigen Behörden, des Landwirtschaftsamts
und des Flurbereinigungsamtes in Freiburg. Wandel auch hier, dem Laien
schon durch die Bilder kenntlich gemacht, die statt der heute vertrauten Traktoren Pferde- und
Ochsengespanne zeigen. Vermutlich hat es aber in Tiengen auch die Armeleute-Kuhgespanne
gegeben, nur ließen sich deren Halter nicht gerne damit fotografieren. Auch das Thema Weinbau
wird von einem bewährten Fachmann behandelt, vom ehemaligen Leiter des Staatlichen
Weinbauinstituts Freiburg, Bruno Götz. Das Auffälligste am Tiengener Weinbau ist die große
Steigerung der Anbaufläche nach dem zweiten Weltkrieg auf das Sechsfache des Vorkriegsstandes
, wobei sich die Zahl der Winzer in etwa gleich gehalten hat. Stichwörter aus der ausführlichen
Darstellung sind Schädlingsbefall und -bekämpfung in unserem Jahrhundert, die
dadurch bedingte vorübergehende Versuchung, Hybriden anzubauen, das Verbot der Hybriden
und der Übergang zu Pfropfreben, der Wandel in den Sorten, die neue Organisation des Weinausbaus
und der Weinvermarktung durch eine Winzergenossenschaft. Ein bemerkenswertes
Foto illustriert den Aufsatz: eine Aufnahme von 1942, die zwei Tiengener Familien beim
Herbsten zeigt in friedlichem Verein mit einem büttentragenden polnischen Kriegsgefangenen.

Der letzte Aufsatz des Buches wird von vielen Tiengenern vermutlich zuerst gelesen, nicht
nur weil der Autor ein Einheimischer ist: Ortschaftsrat Friedhelm Meermann, sondern weil
sie zum Thema „Vereine in Tiengen" persönlichen Zugang haben. Ausführlich geht es um die
Freiwillige Feuerwehr, den Orts verband der Landfrauen, die Landjugendgruppe, das Altenwerk
, den gemischten Chor Tuniberg-Tiengen, der die Tradition des Männergesangvereins
fortsetzt, um die Tuniberg Trachtenkapelle und Jugendkappelle Freiburg-Tiengen, den Turnverein
, Sportclub und Tennisclub, wobei auch die drei Letztgenannten das „Freiburg-Tiengen"
im Namen führen. Am Schluß wird die noch recht junge Narrenzunft der Tiengener Erd-

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