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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 271
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0273
Schließlich unternimmt Köhler eine Annäherung an die Jugend, über deren Verwahrlosung
sich Besatzungsmacht, Politiker und Kirchen immer wieder beklagten. Sowohl Besatzungsmacht
als auch deutsche Institutionen widmeten sich daher mit großem Elan der Jugendarbeit.
Verschiedene, von Köhler durchgeführte Interviews veranschaulichen sehr deutlich die damalige
Situation der Jugendlichen.

Ein Personenregister und Kurzbiographien erschließen dem Leser die personellen Zusammenhänge
. Die Übersetzung der französischen Zitate im Anhang erleichtern auch dem Französisch
-Unkundigen die Lektüre.

Köhler hat mit seiner Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Freiburger Stadtgeschichte geleistet
, zumal er auch umfangreiches statistisches Material aufbereitet und zur Weiterarbeit zur
Verfügung stellt. Obwohl Köhler Akten der „Archives de l'Occupation Francaise en Alle-
magne et en Autriche" in Colmar für seine Untersuchung benützte, konnte er aufgrund der
seinerzeit nicht gerade forschungsfreundlichen Benutzerordnung des Archivs — die Akten
konnten bis Sommer 1986 nicht direkt in Colmar, sondern nur in Paris eingesehen werden -
nur einen Teil der für Freiburg relevanten Akten einsehen. Eine Reihe von Fragen, deren Erörterung
auf lokaler Ebene mit Sicherheit lohnenswert gewesen wäre, mußte daher offen bleiben
, etwa die nach der Entwicklung des Verhältnisses von Besatzern und Besetzten, nach Zusammenarbeit
und Gegeneinanderwirken von französischen und deutschen Dienststellen oder
nach den Rahmenbedingungen und Handlungsspielräumen für deutsche Politik.

Peter Fäßler

Max Faulhaber, „Aufgegeben haben wir nie . . ." Erinnerungen aus einem Leben in der
Arbeiterbewegung, hg. von Peter Fäßler, Heiko Haumann, Thomas Held, Hermann Schmid
und Edgar Wolfrum (Schriftenreihe der Studiengesellschaft für Sozialgeschichte und Arbeiterbewegung
, hg. von Frank Deppe und Georg Fülberth Bd. 64). Verlag Arbeiterbewegung und
Gesellschaftswissenschaft, Marburg 1988, 390 S.

Heiko Haumann, „Der Fall Max Faulhaber". Gewerkschaften und Kommunisten — ein Beispiel
aus Südbaden 1949—1952. Verlag Arbeiterbewegung und Gesellschaftswissenschaft,
Marburg 1987. 136 S.

Was die Mündliche Geschichte zu leisten vermag, stellt eindrucksvoll eine Gruppe Freiburger
Historiker unter Beweis. Mit der Herausgabe der lebensgeschichtlichen Erinnerungen Max
Faulhabers, einer der führenden Persönlichkeiten der badischen Arbeiterbewegung, haben sie
auf der Basis von Gesprächen gemeinsam mit dem Betroffenen seine Geschichte rekonstruiert.
Der Reiz dieser der mündlichen Erzählform verpflichteten Darstellung, der es nicht an Spannung
und Humor fehlt, liegt vor allem in der ungewohnten Perspektive. Sie macht dieses Buch
auch für denjenigen lesenswert, der der Gewerkschaftsbewegung und der kommunistischen
Partei distanziert gegenübersteht. Aus seiner Sicht als Partei- und Gewerkschaftssekretär der
„mittleren Ebene" läßt Faulhaber in insgesamt elf Abschnitten sein bewegtes Leben Revue
passieren. Damit verläßt er den Rahmen, den die meisten Arbeiten zur Gewerkschaftsgeschichte
mit ihrer Fixierung auf Organisationsformen und Strukturen gesetzt haben, und gewährt
neue Einblicke in die Alltagswelt der Arbeiterbewegung in Baden — einer Region, die
bislang in der historischen Forschung zu Unrecht ein Schattendasein geführt hat.

Faulhaber (Jahrgang 1904), der im Mannheimer Arbeiterviertel Waldhof aufwuchs, erfuhr
seine erste politische Prägung durch das sozialdemokratische Elternhaus während des Kaiserreiches
. Frühzeitig engagierte er sich dort in der sozialistischen Arbeiterjugend, bevor er
schließlich zum Kommunistischen Jugendverband übertrat. In der Weimarer Republik begeisterte
er sich für die damals vieldiskutierten lebensreformerisehen Bewegungen und erprobte
mit Gleichgesinnten neue Formen des Zusammenlebens. Dazu gehörte auch der Versuch, eine

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