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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 273
(PDF, 38 MB)
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regionalgeschichtlichen Methode für die Erkenntnis allgemeingeschichtlicher Phänomene demonstriert
. Es gelingt ihm, das schwierige Verhältnis von Gewerkschaften und Kommunisten
wesentlich zu erhellen. Gleichzeitig liefert er auch eine Antwort auf die bislang nur unzureichend
geklärte Frage nach den Ursachen der gesellschaftspolitischen Niederlage der Gewerkschaften
zu Beginn der fünfziger Jahre, von der sie sich bis heute nicht erholt haben. Der Verfasser
schildert, wie die Gewerkschafts spitze Faulhabers Redebeitrag auf einer internationalen
Gewerkschaftskonferenz in Dresden im Juli 1951 zum Vorwand nahm, um mit ihm einen unbequemen
und zudem äußerst aktiven Funktionär loszuwerden. Während Faulhabers Entlassung
offiziell mit seinem angeblichen Verstoß gegen den Fuldaer Beschluß des Verbandsbeirates begründet
wurde, ging es dem Hauptvorstand der IG Chemie in Wirklichkeit um die Durchsetzung
seines Kurses im eigensinnigen südbadisehen Bezirk. Dort verfocht Faulhaber als Bezirksleiter
eine energischere Lohnpolitik als der Hauptvorstand, weshalb die Unternehmer auf
mehreren Ebenen bei der Gewerkschafts spitze intervenierten. Zusammen mit seinen Kollegen
stemmte sich Faulhaber in den Verhandlungen über die trizonale Fusion auch gegen die Etablierung
einer Gewerkschaftsbürokratie wie vor 1933. Von der SPD konnte sich der kommunistische
Gewerkschafter keine Unterstützung erwarten. Sie arbeitete politisch seit längerem offen
und versteckt gegen den Betriebsrätesekretär beim Badischen Gewerkschaftsbund, der
durch seine hart geführten Tarifverhandlungen große Anerkennung in weiten Kreisen der badischen
Arbeiterschaft erworben hatte und noch 1949 einstimmig zum Bezirksleiter gewählt
worden war.

Den letzten Anstoß zum Vorgehen gegen ihn und andere Kommunisten in Leitungsfunktionen
lieferten jedoch die Konflikte in den Gewerkschaften, welche die Frage des Wehrbeitrages
auslöste sowie der Sieg der „Linksradikalen" in der KPD. Die Kommunisten verabschiedeten
auf ihrem Münchener Parteitag 1951 die These 37, die den DGB unverblümt attackierte und
den Verdacht nährte, daß ein Wiederaufleben der Revolutionären Gewerkschaftsopposition,
eine Spaltung des DGB, beabsichtigt sei.

Mit dem Ausschluß der Kommunisten aus der organisierten Arbeiterschaft während des Kalten
Krieges wurde nicht nur eine bestimmte politische Richtung geschwächt, sondern auch die
Arbeiterbewegung selbst. Haumann weist nach, daß im Zuge dieser Säuberung verdiente
Funktionäre entfernt wurden, denen gewerkschaftsschädigendes Verhalten nicht vorgeworfen
werden konnte. Sie waren in der Mehrzahl engagiert tätig und genossen wie Max Faulhaber
das Vertrauen der Mitglieder. Auf der Grundlage des Münchener DGB-Programms von 1949
sahen sie einen engen Zusammenhang zwischen Sozialisierung der Schlüsselindustrien, Mitbestimmung
und Lohnpolitik, während die Führung nach und nach von diesen Postulaten abrückte
.

Es ist das Verdienst der vorliegenden Lebenserinnerungen Faulhabers sowie der analytischen
Aufarbeitung eines seiner zentralen Lebensabschnitte durch Heiko Haumann, ein einschneidendes
Kapitel der jüngeren bundesrepublikanischen Sozialgeschichte nun einer breiten
Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben. Beide Publikationen zeichnen sich durch einen
informativen biographischen Anhang bzw. eine umfassende Dokumentensammlung aus.

Reinhard Grohnert

Manfred Bosch, Der Neubeginn. Aus deutscher Nachkriegszeit. Südbaden 1945—1950.
Verlag des Südkurier, Konstanz 1988. 368 S., zahlreiche Abb.

Südbaden lag lange Zeit, wie die französische Zone überhaupt, im Schatten der historischen
Forschungen zur Nachkriegszeit. Um so mehr ist diese regionalgeschichtliche Quellensammlung
zu begrüßen, mit der Manfred Bosch an seine 1985 erschienene Dokumentation „Als die
Freiheit unterging" — Verweigerung, Widerstand und Verfolgung während des „Dritten Rei-

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