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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 97
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0099
Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, weisen die beiden Erker jeweils an den
vier Nahtstellen zu den Hauswänden breitere Wappen-Relieftafeln auf, deren Schilde
durchwegs von je zwei Schildhaltern flankiert werden und mit Ausnahme von 0—1
die gleiche Schildform haben, trotz dieser Ausnahme aber zweifellos alle vier als stilistisch
einheitliche, gleichzeitige Arbeiten der Bauzeit (vgl. oben) gelten dürfen.

Stilistisch nicht so einheitlich sind die schmaler gestalteten Erkerreliefs (0 u.
W 2—4). Unter diesen gibt es nur zwischen den Tafeln W—2,3 und 0—2 eine deut-
liehe Ubereinstimmung, wenn auch der Doppeladler-Schild von W—3 oben nicht gekerbt
ist. Die Anfertigung dieser drei Reliefs erfolgte sicher gleichzeitig mit den vorgenannten
Breitreliefs.

Die drei übrigen Relieftafeln hingegen differieren stark voneinander, wobei das Relief
W—4 trotz seiner Abweichungen von den übrigen schmalen Reliefs wegen seiner
auffalligen Verwandtschaft zu den Breitreliefs hinsichtlich seiner Entstehungszeit und
-werkstätte auch noch der vorigen Gruppe von 1531/32 zugeordnet werden kann.

Gänzlich aus der Reihe tanzen aber das Doppeladlerwappen 0—3 und das ungarische
Wappen 0—4. Bei diesen zwei Wappen ist anzunehmen, daß sie später eingesetzt
worden sind. Seiner Schildform und seinem Inhalt nach — das böhmische Wappen
fehlt hier — dürfte der Schild mit den Königreichen der ungarischen St. Stephanskrone
älteren Datums und hier in Zweitverwendung gebraucht worden zu sein. Dies
gilt jedoch nur für den Schild allein, nicht für die dortige Krone und die Vlies-Ordenskette
. Evident ist auch der stilistische Unterschied zwischen den beiden Doppeladlern
: Während jener von W-3 noch deutlich den kräftigen Duktus der Renaissance
repräsentiert, wirkt jener von 0—3 geradezu schwächlich. Man beachte hier nur die
zarten lang-gebogenen Hälse, die langen, dünnen Fänge und die den Schild viel weniger
füllende Gestaltung der Flügel; — wiewohl es auch für diese Gestaltung des Doppeladlers
bereits Beispiele aus dem 16. Jahrhundert gibt.

Aus diesem Befund ist abzuleiten, daß die zwei Kaufhauserker in späterer Zeit auf
irgendeine Weise beschädigt und hierauf nicht ganz glücklich restauriert worden sein
müssen, wobei auch der Standort der erhalten gebliebenen ursprünglichen Reliefs
verändert wurde, worauf im Folgenden hingewiesen werden soll.

Im Sinne der einst hochgeschätzten Symmetrie darf nämlich angenommen werden,
daß das Wappenrelief mit den schildhaltenden Frauen mit jenem mit den schildhaltenden
Männern korrespondiert hat. Dasselbe gilt auch für die Wappen mit den schildhaltenden
Löwen und Greifen. Von der politischen und rangmäßigen Wertigkeit her
darf dazu überdies festgestellt werden, daß dem von den zwei Damen gehaltenen
Schild mit der rangmäßig niedrigsten Ländergruppe — und daher ohne Fürstenhut,
der heute einen bevorzugten Platz an der Fassadenfront einnimmt (0—1), dieser Platz
ursprünglich sicher nicht zugekommen ist. Umgekehrt erscheint es gänzlich unverständlich
, daß das ranghöhere und dementsprechend von Löwen gehaltene Wappenrelief
mit den Wappen der Herzogtümer Schwaben und Württemberg etc., bekrönt vom
österreichischen Erzherzogshut, sich heute am schlechtesten Platz beider Erker befindet
(0—5).

Stellt man jedoch die vom ursprünglichen Erkerschmuck erhaltenen acht Wappenreliefs
nach dem Prinzip der Symmetrie so zusammen, wie dies auf Grund der oben
dargelegten Feststellungen richtig erscheint, so ergibt sich folgendes Bild:

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