http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0171
Das Kloster Günterstal
• ■
Von der Wahl der letzten Äbtissin (1770) bis zur Französischen
Revolution (1789)
Von
Ernst Dreher
• ■
I. Die Wahl der Äbtissin Maria Franziska von Thum und Valsassina
im Jahre 1770 ihre Herkunft
In der Nordwestecke des Alten Friedhofs von Freiburg befindet sich ein Grab „Dem
Frommen Andenken lieber Geschwister" gewidmet, dessen Stein oben mit einem Totenkopf
, Palme und Kreuz geschmückt ist. Die zweitoberste Inschrift lautet: „M(aria)
Barbara Francisca G(räfin) v. Th(urn) und Vals(assina), Äbtissin des Adel(igen) Gotteshaus
Güntersthal, Gebo(ren) XVIII Octo(ber) 1740, Gest(orben) XIII Aug(ust)
1808." Sie war die letzte Äbtissin des um 1221 gegründeten Zisterzienserinnenklosters
in Günterstal. Kurz nach dem Tode ihrer Vorgängerin, Maria Francisca Cajetana von
Zurthannen, fand die Neuwahl statt, über die wir durch die noch vorhandenen Akten
genau informiert sind.
Eine Verordnung vom 31. 1. 17481 bestimmte, „daß fürohin jedesmal bey sich ereigneten
Todfall eines Prälaten . . . oder Oberin die Nachricht hievon an Ihro
Rom. Kayserl. und Königl. Majestät. . . erstattet und der Landesfürstliche Consens
zur Wahl vorläufig angesucht" werden müsse. Das Kloster Günterstal — Priorin und
Konvent— hatten der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg am 11. 11. 17702
angezeigt, daß „unsere liebenswürdigste Frau Abbtißin gestern nach 7. Uhren abends
dieses zeitliche Leben verlaßen habe." Bereits einen Tag später verfügte sich der Präsident
der Breisgauer Ritterschaft, Ferdinand Sebastian Freiherr von Sickingen, als
landesfürstlicher Kommissar in Begleitung des vorderösterreichischen Regierungsund
Kammer-Sekretärs Jakob Kaiser nach Günterstal. In einem achtzehnseitigen Protokoll
vom 12./13. 11. 17703 hat der „Secretarius" den ganzen Wahlvorgang ausführlich
dargestellt. Er genoß es offenkundig, daß er mit dem „Commissario" in einem
vierspännigen Wagen abgeholt und daß die Landesfürstliche Kommission „hinter
dem Wirtshaus zum Pfauen an dem Brücklein" (Gemarkungsgrenze von Günterstal
bei der jetzigen Straßenbahnhaltestelle Wonnhalde) „von des Gotteshauses Amtmann
. . . Namens des Patris Domus zu Güntersthal, des Prälaten zu Thennenbach,
. .. dem der Priorin und des Convents auf das ehrerbitigste bewillkommnet" wurde.
Es würde zu weit führen, die weiteren Formalitäten zu schildern. Die Darstellung
gibt aber einen guten Einblick in die ständisch-gesellschaftlichen Verhaltensweisen
jener Zeit.
Nach seiner Ankunft ließ der Landeskommissar den Konvent zusammenrufen und
169
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0171