Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 187
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0189
ter Hinweis auf die sehr „zerstreute" Lage seiner Pfarrei mitgeteilt, daß in Günterstal
eine „Pfarre" zu errichten ist. „Güntersthal erhaltet seine Pfarrgemeinde zum Theil
aus der Pfarre Merzhausen, zum Theil aus der Pfarre Wühre. Aus Merzhausen
kommt dahin der Ort Güntersthal mit 291 Seelen, dazu aus der Pfarre Wühre das
Stadtfreyburgische Jägerhaus zu St. Valentin mit 9 Seelen, zusammen 300 Seelen".
Diese staatliche Anordnung, die noch weitere Bestimmungen enthielt, setzte der Bischof
von Konstanz mit seinem formellen Dekret vom 31. 1. 1787 in eine kirchenrechtlich
verbindliche Form um. Der Beichtvater des Klosters wurde auch Pfarrer der Gemeinde
Günterstal und war vom Kloster zu unterhalten. Die Klosterkirche wurde
zugleich Pfarrkirche, deren Unterhaltung selbstverständlich auch weiterhin dem Kloster
oblag. Für pfarrliche Anliegen hatte das Kloster ferner noch zusätzliche Einrichtungen
, wie z.B. ein Taufbecken, auf seine Kosten zu beschaffen. Staat und Bischof
hatten auf diese Weise — ohne jede Beteiligung, aber zu Lasten des Nonnenkonvents
— eine neue Pfarrei geschaffen, wobei sie beide hierzu keinen Pfennig beitrugen
. So einfach ging es in andern Fällen, in denen eine neue Pfarrei auch zu dotieren
war, nicht.

Bis zur Auflösung des Klosters blieb die Regelung bestehen, daß Tennenbacher
Mönche gleichzeitig Beichtväter der Nonnen und daneben Pfarrer von Günterstal waren
. Der aus Freiburg stammende Pater Salesius Briffon wurde am 22. 4. 1787 als erster
Pfarrer von Günterstal durch den Dekan des Landkapitels von Breisach in sein
Amt eingeführt.88

Andere Reformen im religiösen Bereich berührten weniger die Klosterinsassen als
die Bewohner Güntertals. So erließ die Regierung Anordnungen wegen der Sonntagsheiligung
; ferner wurden Wallfahrten und Prozessionen beschränkt. Durch ein Hofdekret
vom 9. 8. 1783 wurden sämtliche Bruderschaften aufgehoben. Da in der Pfarrei
Merzhausen keine Bruderschaft bestand, hatte diese Anordnung für die Günterstäler
Bevölkerung keine praktische Bedeutung. Durch die nachbarschaftlichen Beziehungen
zum nahen Freiburg, wo insgesamt 17 Bruderschaften bestanden, wurde diese
Frage aber auch in Günterstal verfolgt. Als Grund für die Auflösung wurden „schädliche
Missbräuche" genannt, primär ging es aber um die Möglichkeit, mit dem Vermögen
der Bruderschaften die finanziell enge Decke des bereits erwähnten Religionsfonds
zu verbessern.

Zu erwähnen ist noch die Aufhebung der Nebenkirchen und Kapellen, die in Günterstal
die Mathiaskapelle und die St. Valentinskapelle betrafen.89 Die Mathiaskapelle
wurde am 21. 4. 1787 profaniert und auf Anordnung der Regierung im Auftrag
der Äbtissin versteigert. Erwerber war Georg Albrecht, der sie für 150 fl 50 kr erwarb
und darin ein Wohnhaus einrichtete.90 Die St. Valentinskapelle wurde 1787 von
der Stadt Freiburg zum Anschlag von 150 fl ersteigert und 1793 zu einem Försterhaus
umgebaut. Der Chor und große Teile der Mauern mußten abgerissen werden. Para-
mente und Gerätschaften hatte vorher die Pfarrei Wiehre übernommen.91

Der Erlös von insgesamt 305 fl 40 kr für die Mathiaskapelle (mit Einrichtung) und
150 fl für St. Valentin soll mit den Nettoeinnahmen aus dem Verkauf anderer Kapellen
des Breisgaus bei der Hauptstaatsschuldkasse in Wien angelegt worden sein.92

Die Neuorganisation der Pfarreien — die sog. Pfarreinrichtung — ließ sich aus den
Vermögen der aufgelösten Klöster, dem der Dritten Orden und Waldbrüder sowie aus

187


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0189