Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 239
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0241
„Cahn, eine Zierde der hiesigen Universität, genießt als Kliniker Weltruf."86
W. H. Veil, Ordinarius für Innere Medizin in Jena (1926—46), der Straßburg 1918
ebenfalls verlassen mußte, schrieb 1927 über ihn: „Sein Name war einer der besten
der deutschen Arztwelt . . . Stärker und gründlicher aber, als alles, was er lehrte und
war, was er selbst pflegte und lebte: Die Arbeit, die Uneingennützigkeit, die Menschlichkeit
, die Treue und die Freiheit"87 Veil selbst war ein eigenwilliger und ebenfalls
freiheitlicher Mensch, der scharf mit den Nazis aneinander geriet. Sein Oberarzt
war L. Heilmeyer, der nach dem Krieg die Freiburger Medizinische Klinik wieder
aufgebaut hat.

6. Einweihung des Kußmaul Denkmals 1909

Sein 42. bis 55. Lebensjahr verbrachte Kußmaul in Freiburg. Er wohnte in der Bertoldstraße
60, nahe dem Bahnhof. Sein Haus war geräumig, aber es gab z. B. noch
kein elektrisches Licht. Er wird viel bei Talglicht gelesen und gearbeitet haben, denn
er schrieb mit Feder und Tinte fast alles selber; Briefe und Anträge, auch Reden, zunächst
als Entwürfe, dann in Reinschrift. In der von Bäumen gesäumten Bertoldstraße
spielte sich sein Privatleben ab, von dem wir so wenig wissen. 1867 wird seine
Tochter Hedwig geboren, die in Straßburg jung an Wundstarrkrampf sterben wird,
die er besonders geliebt hat, denn in seinem Testament wird er bestimmen, daß ihre
Locke, die in seinem Schreibtisch aufbewahrt ist, mit in sein Grab gegeben werden
soll. Ein Jahr später kommt Ida zur Welt, und am 3. Mai 1872 heiratet seine Tochter
Luise den von ihm aus Wien berufenen Chirurgen Vincenz Czerny. Im Alter sagte
er von Freiburg: „Ich bin wirklich erstaunt, welche Blüten in einer Stadt wie Freiburg
, wo es viele Leute gibt, die nichts zu thun haben, der Klatsch treibt."88 Aber
er wird in seinem Testament auch bestimmen, daß „meiner ehemaligen Köchin Maria
Ebner in Freiburg i. Br. 100 M bar zu überweisen sind. Meine Kinder sollen diese
treue Person jährlich bis an ihr Lebensende unterstützen."89

Er wird 15 Minuten bis zur Klinik in der Albertstraße 4 gegangen sein, sehr früh,
denn um 7 Uhr c. t. begannen seine Vorlesungen. Hier wirkte er 13 Jahre. Als Arzt
leitete er die Klinik und die Wissenschaft im Dienst am Patienten. Er war einer der
großen Kasuistiker des Südens — wie sein Kollege Friedreich in Heidelberg. Ihnen,
die das Einzelne und die einzelne Person sahen und einordneten, standen Systematiker
wie J. Müller und R. Virchow in Norden gegenüber. Kuß maul erarbeitete in der
Inneren Medizin Entitäten, die bis heute mit seinem Namen verbunden sind. Er hat
die Medizin damit für immer bereichert und seinem Namen einen besonderen Glanz
verliehen: dabei in der Sache streng, als Person bescheiden, als Mensch mit einer
großen Ausstrahlung. Daher wollten ihn auch vier Universitäten zu sich berufen, er
jedoch blieb Freiburg treu. Die Quellen belegen es und wir müssen es als eine neue
Einsicht festhalten, daß er die vom Niedergang, ja zeitweise von der Auflösung bedrohte
Universität in entscheidender Weise mit gerettet hat, indem er die Kranken Versorgung
verbessert, den Unterricht neu gestaltet, die Bibliothek erweitert hat, und indem
er Neubauten initiiert, die Chirurgie erneuert und gute Arzte ausgebildet hat.
Als dies alles gesichert war, nahm er den Ruf nach Straßburg an.

Kuß maul lebte im Einklang mit seiner Zeit: Er hat ihre besten Eigenschaften und

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