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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 266
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0268
Heizung der Frauenbauten war völlig ungenügend. Es bedurfte eines massiven Appells
von Späth, um die Kreisversammlung zur Bewilligung der notwendigen Mittel
zu veranlassen. „Wenn man bedenkt, daß auf dieser Abteilung Leute untergebracht
sind, denen jedes Auffassungsvermögen abgeht, die Tag und Nacht ihre Bedürfnisse,
wo sie gehen, stehen und liegen, verrichten, so kann man sich ein Bild machen, wie
diese Leute morgens in ihren nassen Betten in dem kalten Raum aussehen".67

Späth schlug daher vor, die bisherige heizbare Kapelle als Frauenschlafsaal zu verwenden
und die Kapelle in den Frauenschlafsaal zu verlegen. Bei dieser Gelegenheit
sollten auch neue Räume für die Unterbringung der St. Trudperter Ordensschwestern
geschaffen werden.

Im Spätjahr 1921 konnten dann die Dächer umgedeckt werden, die Badeküche und
Kochküchen wurden neu gestrichen, die Dachgesimse und Fenster lackiert, die Fassaden
instandgesetzt, die Läden angebracht und der Frauenschlafsaal verlegt. Zudem
wurde ein Pförtnerhäuschen errichtet und ein Stallgebäude für das neu angeschaffte
Pferd gebaut.

Erst 1926 wurden weitere Baumittel bewilligt, um das Pförtnerhäuschen auszubauen
, die Fußböden zu erneuern und die Wasserleitungen zu verbessern. Die Holzbettstellen
wurden jetzt durch eiserne ersetzt, die in der Anstaltsschlosserei hergestellt
wurden. Anstelle der alten Kleiderkisten wurden neue, weiße Nachttische
angeschafft. Durch diese Maßnahme sei der bisher erfolglose Kampf gegen Wanzen
und Läuse beendet worden.68

Angesichts der zahlreichen Infektionskrankheiten, insbesondere Grippe, Ruhr und
Paratyphus, beantragte Späth die Errichtung einer Isolierabteilung in einem Erweiterungsbau
, der aber nicht genehmigt wurde,69 da die Zinsen für das notwendige Kapital
nicht aufgebracht werden konnten.

1930 konnten endlich Liegeterrassen für Tuberkulöse eingerichtet werden. Die Baderäume
wurden neu verputzt, neue Wasserleitungen eingebaut und zwei Tagessäle
des Männerbaus durch das Herausschlagen einer Wand vergrößert.70

Schon 1929 war die Pferdehaltung aufgegeben und ein 1-t-Lieferwagen angeschafft
worden.71

Die genannten Reparaturaufwendungen waren vom Kreis mit relativ bescheidenen
und vor allem einmaligen Mitteln zu bewerkstelligen gewesen. Ein ständiges Problem
dagegen stellten die Pflegesätze dar, die das Städtische Fürsorgeamt für die von der
Stadt in der Kreispflegeanstalt untergebrachten Personen aufzubringen hatte. Aufgrund
gesetzlicher Vorschriften war es der Kreispflegeanstalt erlaubt, unterschiedliche
Pflegesätze in Anschlag zu bringen: etwas höhere für Kriegsopfer und Hinterbliebene
sowie für Sozialrentner, etwas niedrigere für die gewöhnlichen Orts- und
Landarmen. In Briefen an den Oberbürgermeister beklagte das Fürsorgeamt die Ungerechtigkeit
, für gleiche Leistungen ungleiche Pflegesätze zu erheben, und bat den
Oberbürgermeister, für die Abstellung dieses Mißstandes zu sorgen. In den Antwortschreiben
der Kreispflegeanstalt machte Späth deutlich, daß die Pflegesätze für die
Orts- und Landarmen nicht einmal kostendeckend seien und daher die etwas höheren
Sätze der Sozialrentner den Orts- und Landarmen zugute kämen. In einer detaillierten
Aufstellung rechnete er der Stadt vor, daß sie durch einheitliche Pflegesätze keineswegs
zu einer Verbilligung ihrer Gesamtaufwendungen käme.72

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