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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 281
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0283
Der letzte Landeskommissär in Freiburg
Paul Schwoerer 1874—1959

Von

Renate Liessem-Breinlinger

Paul Schwoerer begann seine berufliche Laufbahn als Staatsbeamter des Großherzogtums
Baden, und er schied nach dem Zweiten Weltkrieg als 72jähriger in einer völlig
gewandelten Welt aus dem Dienst aus. Er war eine ausgesprochene Integrations- und
Leitfigur. Es fiel ihm offenbar zu, von Menschen der verschiedensten Gruppen und
Schichten trotz sich wandelnder politischer Konstellationen als Autorität respektiert
zu werden. Neben glücklichen Anlagen intellektueller, psychischer und physischer
Art verdankte er dies lebenslang geübter Disziplin, Integrität und dem beherrschten
Umgang mit der Macht. Was seine Tochter der Verfasserin in einem Nebensatz mitteilte
, sagt hierüber vielleicht mehr als manche Laudatio: Die Familie benützte den
Zug, auch wenn der Dienstwagen auf der selben Strecke unterwegs war. „Alte
Schule" wird solche Beamtentugend oft genannt. „Grandseigneur" formulierte ein
Weggenosse aus der badischen Verwaltung, „klug und charaktervoll" ein Autor in der
Badischen Heimat. Schwoerers Ansehen reichte soweit, daß er es sich erlauben
konnte, trotz seiner exponierten dienstlichen Stellung als Landeskommissär in Freiburg
die Mitgliedschaft in der NSDAP bis in die Kriegszeit zu umgehen.



Sohn der Stadt Kenzingen

Schwoerer stammte aus einer katholischen Familie in Kenzingen, die seit mehreren
Generationen Arzte und Juristen hervorgebracht hatte. Der Vater war Bezirksarzt und
hochdekorierter Kriegsteilnehmer von 1870/71. Die Gesinnung im Elternhaus läßt
sich als großherzoglich-liberal beschreiben, das gesellschaftliche Selbstverständnis
als großbürgerlich. Letzteres bestätigt sich bei einem Blick auf die Ehepartner von
Paul Schwoerers zahlreichen Geschwistern. Staatsminister Turban, der Corpsgeneralarzt
von Beck und der russische Großkaufmann und Fabrikant Schiwago (Givago) erscheinen
dort als Schwiegerväter, der Chefingenieur der österreichisch-ungarischen
Eisenbahngesellschaft als Ehemann. — Einem in französischer Sprache abgefaßten
handgeschriebenen Lebenslauf von 1900 zufolge, besuchte Paul Schwoerer zunächst
die Volksschule und die höhere Bürgerschule in seinem Heimatstädtchen; die letzten
vier Schuljahre bis zum Abitur absolvierte er, durch ein Stipendium gefördert, am
humanistischen Berthold-Gymnasium in Freiburg. Anschließend studierte er sieben
Semester Jura, ohne finanziell aufwendigen Wechsel des Studienortes durchgehend

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