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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 297
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Stimmung vom 13. Januar 1935 — gebe es keine territorialen Ansprüche mehr. Und
auch die weitergeführten Verhandlungen mit den französischen Frontkämpferverbänden
, die immerhin mehrere Millionen Mitglieder umfaßten, taten das ihre. Hitler
sprach im März 1935 mit dem Vorsitzenden des französischen Kriegsblindenverbandes
, Georges Scapini, erinnerte an seine eigene vorübergehende Erblindung im Weltkrieg
und meinte: „Eine mittlere Granate kostet 3 500 Mark. Ein kleines Eigenheim
für eine Arbeiterfamilie ebenfalls 3 500 Mark." Im Herbst 1935 wurde in Berlin die
„Deutsch-Französische Gesellschaft" gegründet, mit Oberlindober als Vizepräsidenten
. Kurz darauf folgte in Paris das „Comite France — Allemagne", mit Henri Pichot
als einem der Generalsekretäre. Diese Organe tagten häufig unter Beteiligung beider
Seiten.

Damit war der Rahmen gezimmert, um gemeinsame Frontkämpfer-Tagungen zu
veranstalten — sogar am 8. März 1936, einen Tag nach der Besetzung des Rheinlandes
, in Mannheim. Am 12. und 13. Juli 1936 fand ein bewegendes internationales
Frontkämpfertreffen in Verdun statt. Alle Anwesenden schworen, den Frieden bewahren
zu wollen. Die Olympiade in Berlin 1936 und die deutsche Beteiligung an der
Pariser Weltausstellung, die am 26. Mai 1937 eröffnet wurde, schienen die Verständigungsbereitschaft
des NS-Regimes zu betonen.18 Im Februar 1937 hatten Vertreter
der Frontkämpferorganisationen in Berlin ein Ständiges Internationales Komitee gegründet
. Am 16. Juni 1937 besuchte zum erstenmal seit dem Ersten Weltkrieg eine
deutsche Militär-Delegation Paris, angeführt vom Generalstabschef Ludwig Beck und
dem Leiter der Abteilung Fremde Heere West, Major i. G. Dr. Hans Speidel (dem
späteren Oberbefehlshaber der NATO-Landstreitkräfte in Mitteleuropa). All dies
wurde von deutscher Seite vorangetrieben, um ein Gegengewicht gegen den ungünstigen
Eindruck zu schaffen, den die unübersehbare deutsche Aufrüstung und die massive
Hilfe zugunsten der Franco-Truppen im Spanischen Bürgerkrieg — worüber das
Deutsche Reich in Konflikt mit der französischen Volksfront-Regierung geraten war
— hinterließen. Daß hier die französische Öffentlichkeit selbst gespalten war, konnte
weidlich ausgenutzt werden.

Intern gab es keinen Zweifel, daß der Friedenswille seitens der NS-Führung nur
gespielt war: Der im August 1936 von Hitler vorgelegte „Vierjahresplan" sollte in
diesem Zeitraum die Armee „einsatzfähig" und die Wirtschaft „kriegsfahig" machen
. Richtete sich dabei auch der Stoß eindeutig gegen den „Bolschewismus",
schloß Hitler — etwa in der Besprechung am 5. November 1937, überliefert im „Hoß-
bach-Protokoll" — einen Konflikt „mit den beiden Haßgegnern England und Frankreich
" nicht aus, obwohl er ihn für unwahrscheinlich hielt. Allerdings hatte gerade
der Kreis um Ribbentrop daran gedacht, ernsthaft um Frankreich als Bündnispartner
zu werben, ohne damit jedoch eine Kehrtwendung in der Außenpolitik durchzusetzen
. Insofern kann man nicht ausschließlich von einer Politik der Täuschungen
sprechen. Hitler offenbarte seine Absichten, die hinter den Friedensbekundungen
standen, dann am 10. November 1938 vor deutschen Pressevertretern: „Die Umstände
haben mich gezwungen, jahrzehntelang fast nur vom Frieden zu reden. Nur
unter der fortgesetzten Betonung des deutschen Friedenswillens und der Friedensabsichten
war es mir möglich, dem deutschen Volk Stück für Stück die Freiheit zu erringen
, und ihm die Rüstung zu geben, die immer wieder für den nächsten Schritt

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