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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 299
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mit ihnen verbunden wurden. So wie man in den Veranstaltungen zum 1. Mai 1933
bestrebt gewesen war, die Arbeiterschaft — deren Organisationen die schärfsten Gegner
der Nazis waren — vom Klassenkampf-Denken abzubringen und in die „Volksgemeinschaft
" zu integrieren, so sollte jetzt ein Thema „besetzt" werden, das bisher
nicht eben als Ziel der NSDAP gegolten hatte: Frieden.20

Bereits im November 1933 hatte Hitler in einem Interview für den französischen
Pressedienst „Information" betont, daß er als Reichskanzler anders handeln werde,
als er in „Mein Kampf* mit seinen Haßtiraden auf Frankreich und seinen Kriegswünschen
angekündigt habe. Er berichtige seine Ausführungen gegenüber Frankreich am
besten dadurch, daß er für eine deutsch-französische Verständigung eintrete.21 Davon
mußten nun die Franzosen überzeugt werden — und die Deutschen, denn die Inszenierungen
des Friedens- und Verständigungswillens waren nicht nur für das Ausland
gedacht. Sie sollten auch die eigene Bevölkerung glauben machen, das
NS-Regime wolle den Frieden, allerdings nicht als schwaches, abhängiges Land wie
die Weimarer Republik, sondern als starkes Reich, das gemäß seiner Ehre handele.
Ja, die Planung des Treffens in Freiburg ging sogar gezielt auf das Bewußtsein in der
Region ein, wenn die Stellung der „Schwarzwaldmetropole" als „Brückenpfeiler zwischen
Deutschland und Frankreich" hervorgehoben wurde. In den Ansprachen und
Berichten versäumte man auch nicht, immer wieder auf die Schönheit von Stadt und
Umgebung hinzuweisen.

Veranstaltungen zum Frieden waren bislang eine Domäne der Pazifisten sowie demokratischer
und kirchlicher Verbände gewesen. So hatte in Freiburg vom 4. bis

10. August 1923 der 3. Internationale Demokratische Friedenskongreß getagt, und am

11. März 1928 waren die beiden Friedensnobelpreisträger Ferdinand Buisson und
Ludwig Quidde in einer Kundgebung des Badischen Landesverbandes der Deutschen
Friedensgesellschaft im Stadttheater geehrt worden. Auch damals hatte der Freiburger
Oberbürgermeister — Kerbers Vorgänger Dr. Bender — gesprochen, es fielen
schöne und hoffnungsvolle Worte, man zeigte sich über den Ablauf zufrieden, beanspruchte
sogar eine „historische Bedeutung" für das Treffen, „da sich wohl zum
erstenmale breite Kreise des deutschen Volkes in so starker Weise mit der Friedensbewegung
identifizierten."22

Die Nazis legten ihre Inszenierung sehr viel offensiver an. Ihr Vorstellungsrahmen
war die geschlossene, militarisierte „Volksgemeinschaft". Sie wollten nicht in erster
Linie durch das Argument das jeweilige Individuum ansprechen, um es über den Verstand
zur Einsicht und dann zum Handeln zu bringen. Statt dessen zielten sie auf die
Gefühle der Masse durch die Art des Ablaufs der Veranstaltung. Diese sollte die Teilnehmer
zur Aktivität bewegen — zur Einordnung in die Marschkolonne, zum Jubeln
am Straßenrand, zum Zeigen von Symbolen. Den Reden und den sie begleitenden
Schauformen kam die Aufgabe zu, die Wünsche und Sehnsüchte der Massen aufzugreifen
, damit sich bei diesen das Empfinden einstellte, hier gehe es um ihre eigene
Sache. Auf diese Weise sollten sie bereit sein, sich mit dem Vorgegebenen zu identifizieren
.

Zunächst einmal wurde bereits im Vorfeld des Treffens die Einwohnerschaft aufgefordert
, sich an der Ausschmückung der Stadt zu beteiligen und sich zu dem „noch

• *

nie erlebten Akt" einzufinden. Uber die Medien sowie durch die Beflaggung, die

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