Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 301
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den. Sie schienen es dem Reichskriegsopferführer nicht verübelt zu haben, daß er ihnen
Ratschläge für ihre Innenpolitik erteilte. Die Begeisterung über den Ablauf des
Tages, über die beschworene Frontkameradschaft — zumal in dem Sinn, daß die
Deutschen und die Franzosen die besten Soldaten der Welt seien —, über die Verbrüderung
war so stark, daß man die NS-Symbolik mitakzeptierte, ein Telegramm an
Hitler — über die „Führer" — mitunterzeichnete und sogar in die Heil-Rufe einstimmte
. Die Nazis hatten einen vollen Erfolg erzielt.

Selbstverständlich lag dies nicht einfach an der Naivität französischer Frontkämpfer
. In ihren Organisationen war ein patriotischer und militanter Pazifismus verbreitet
, für den der Frieden einen absoluten Wert darstellte. Deshalb weigerte man sich
zu glauben, der Weg in den Krieg sei unvermeidlich, und unternahm immer wieder
Versuche, ihn zu verhindern. Dabei hoffte man, die Meinung des deutschen Volkes
werde mächtiger sein als die Regierung. Der Jubel der Freiburger und ihr herzlicher
Empfang für die Franzosen dürften diese darin bestärkt haben, so daß sie zu einer
Fehleinschätzung der NS-Diktatur und der Inszenierungsabsichten gelangten.28

IV.

In der weiteren Geschichte der deutsch-französischen Frontkämpfer-Treffen wurde
die Ambivalenz dieser Beziehungen, die Verbindung zur „großen Politik" und die Instrumentalisierung
von Gefühlen und Wünschen durch die Nazis offenbar. Zunächst
entwickelte sich alles wie geplant. Noch vor dem ins Auge gefaßten nächsten großen
Treffen fuhren Oberbürgermeister Kerber, die Freiburger Ratsherren sowie weitere
prominente Persönlichkeiten — wie der Rektor der Universität, Professor Metz — am
7. und 8. Oktober 1937 nach Besangon, Montbeliard und Beifort, mit einem Abstecher
zum Hartmannsweilerkopf. Die Reise wurde hauptsächlich in den „repräsentativsten
" Wagen der Firma Auto-Union durchgeführt. Die Firma stellte auch die meisten
Chauffeure. Unterwegs besuchte man französische Aero-Clubs, in denen sich
damals die Autofreunde organisierten. Der „Nebenzweck" war deutlich: Man wollte
die Erzeugnisse der aufstrebenden deutschen Autoindustrie vorführen — auch das gehörte
zur Inszenierung. Der Oberbürgermeister bedankte sich am 18. Oktober 1937
beim Direktor der Freiburger Auto-Union-Filiale: „Wir konnten unterwegs wiederholt
Ausrufe der Bewunderung über die prächtigen Wagen vernehmen, und auch die
Presseberichte haben besonders auf die imponierenden deutschen Wagen, welche der
Auto-Union entstammten, abgehoben." Die Fahrer sollten jeweils 10 RM aus der
Stadtkasse erhalten, die die Firma allerdings der Kameradschaftskasse zukommen
ließ, „um damit auch denen eine kleine Freude zu bereiten, die nicht an dieser Fahrt
teilnehmen konnten."29

In den Ansprachen bildeten die Friedensbemühungen wieder das zentrale Thema.
Oberbürgermeister Kerber meinte in Besangon, wenn die Deutschen und die Franzosen
unmittelbar in Berührung kämen — so wie bei diesem Treffen —, dann würden
sie sich nicht mehr als Feinde aufeinander hetzen lassen. Die Geschichte lehre, daß
das Glück der beiden Völker in der Verständigung und nicht in der verhängnisvollen
Feindschaft liege. Dr. Maitre hob hervor, daß Freiburg und Besangon — nach den
Worten eines deutschen Kameraden — die beiden ersten Städte seien, „die in Frank-

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