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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 308
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0310
1937 grundsätzlich zur Übernahme der Kosten bereit und sorgte mit Schreiben vom
12. Januar 1938 dafür, daß statt einer italienischen Oper „deutsche Kultur" dargeboten
werden sollte. Die Intendanz schlug nun „Fidelio" vor, wodurch allerdings der
erforderliche Zuschuß, zumal man die bekannte Sängerin Martha Fuchs verpflichten
wollte, von 2 500 RM auf 5 102 RM anstieg. Zahlreiche Ehrengäste wurden geladen,
als Termin der 24. März 1938 vorgesehen. Als der „Alemanne" am 18. März 1938
seine Leser auf das große Ereignis hinwies und eine Direktübertragung im Rundfunk
ankündigte, war diese Mitteilung aber bereits überholt (und die Schriftleitung der
Zeitung erhielt deshalb einen Rüffel): Am 12. März hatte Dr. Maitre die Aufführung
abgesagt. „Die jüngsten und so ernsten Ereignisse in Osterreich" ließen das Gastspiel
undenkbar erscheinen weil diese in der französischen Bevölkerung, die „in der
Stunde der Gefahr" einmütig zusammenstehe, „Unruhe und Mißtrauen" hervorgerufen
hätten. Es bliebe zu hoffen, „daß das Nichtwiedergutzumachende sich nicht ereignet
" und eine günstige Entwicklung dann die Fortsetzung der Bemühungen um
Annäherung erlaube. Der handstreichartige „Anschluß" Österreichs an das Deutsche
Reich an diesem Tag hatte auch die bisher so begeisterten französischen Frontkämpfer
betroffen gemacht und ihnen die Augen über den Friedenswillen der NS-Führung geöffnet
.

Oberbürg meister Kerber reagierte, rückversichert durch eine Anfrage beim Büro
von Ribbentrop, am 25. März 1938 kalt und beleidigt. Die von Dr. Maitre mitgeteilte
Meinung des französischen Volkes sei unverständlich, da die Österreicher lediglich
ihr Selbstbestimmungsrecht wahrgenommen hätten und „Deutschland von diesem
deutschen Land jetzt endlich Besitz" ergriffen habe. Das sei eine rein innerdeutsche
Angelegenheit, niemandem entstehe dadurch Schaden, und „jeder fremde Einspruch
" verletze „die Ehre unseres Volkes". Eine Angriffsabsicht gegen Frankreich
bestehe nicht, man wisse sich aber „vor fremden Angriffen zu schützen".

Kerber bedauerte, daß es nun nicht möglich sei, „den französischen Kriegsopfern
in der von mir gedachten Form ein Geschenk zu machen" (ein vom Reichspropagandaministerium
finanziertes Geschenk, muß man hinzufügen). Seine Absichten
seien „von tiefstem Ernste erfüllt" und „großmütig" gewesen. Von deutscher Seite
habe man alle Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit geschaffen, in Frankreich
sei dies — „wie sich hier zeigt" — noch nicht der Fall. Man werde sich nur verstehen
können, wenn die Franzosen „Freiheit, Ehre und (...) Lebensansprüche von 75 Millionen
Deutschen" vorbehaltlos achten würden. Erst wenn dies gegeben sei, könne
man die Verständigungsbemühungen weiterführen.

In einer Rede im Stadtrat betonte Kerber, ebenfalls am 25. März 1938, noch einmal
seine Enttäuschung über die Absage. „Sie sprechen eben als Franzosen, sehr politisch
denken sie nicht, sie sind naiv und vor allen Dingen haben sie über die wahre
internationale Lage eine sehr schlechte Kenntnis." Er unterstellte, man komme wieder
mit der „Mentalität von Versailles". Dennoch werde er sich weiter um Verständigung
bemühen, ohne übertriebene Hoffnungen, „stolz auf unsere Wehrmacht und
unsere eigene Kraft", dem Führer begeistert folgend, „wenn er sagt, daß unsere Wehrmacht
als Instrument des Friedens gestärkt werden muß, daß es keinem einfällt, unsere
Grenze irgendwie anzutasten".41

Friede, Freundschaft, Verständigung konnte es demnach nur geben, wenn die an-

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