Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 309
(PDF, 38 MB)
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dere Seite die deutsche Auffassung dieser Werte akzeptierte. In den Inszenierungen
der Treffen war dies durchaus schon zum Ausdruck gekommen, die Franzosen hatten
sich, ohne daß ihnen dies wohl bewußt wurde, in diese Interpretation einbinden lassen
. Jetzt, im internationalen Konfliktfall, wurden ihnen die deutschen Bedingungen
in schonungsloser Offenheit aufgezeigt.

Vor diesem Hintergrund ging auch der angekündigte Unteroffiziersbesuch nicht
mehr ohne weiteres über die Bühne. Oberbürgermeister Kerber fragte am 15, Juni
1938 beim Auswärtigen Amt in Berlin an, wie er sich verhalten solle, und regte bei
dieser Gelegenheit an, „bei einer späteren Wiederaufnahme besserer Beziehungen"
darauf zu dringen, daß von französischer Seite die Zurückweisung seines „Geschenkes
" in irgendeiner Form „wieder gutgemacht" werden müsse. Das Auswärtige Amt
seinerseits leitete die Anfrage an das Oberkommando der Wehrmacht weiter, weil es
sich bei den Franzosen nicht um ehemalige Frontkämpfer, sondern Teile der jetzigen
Armee handele. Gleichzeitig gingen entsprechende Mitteilungen aus Freiburg an
Reichskriegsopferführer Oberlindober, an die Deutsch-Französische Gesellschaft in
Berlin und an den Freiburger Standortältesten, den inzwischen zum Generalmajor beförderten
Richter, der wiederum seine Vorgesetzten einschaltete.

Von militärischer Seite — auch „abwehrmäßig" — wurden schließlich gegen den
Besuch keine Einwendungen erhoben. Obwohl auch die Vereinigung Deutscher
Frontkämpfer-Verbände — die seit 1936 für die gesamte Auslandsarbeit der Soldatenbünde
zuständig sei, wie am 1. Juli 1938 deren Vizepräsident, SS-Brigadeführer von
Humann-Hainhofen mitteilte — keine Bedenken geltend machte, beteiligte sich die
Gebietsinspektion Baden des NS-Reichskriegerbundes (Kyffhäuserbund) nicht an
den Veranstaltungen. Inzwischen war es nämlich September geworden, und die internationalen
Beziehungen hatten erneut einen bedrohlichen Spannungszustand erreicht:
Die Forderung des NS-Regimes nach Eingliederung des Sudetenlandes brachte die
Welt an den Rand des Krieges.

Auch die Stadt Freiburg verzichtete aus diesem Grund auf einen offiziellen Empfang
der französischen Reserve-Unteroffiziere, die mit 12 Mann eine Reise durch den
Süden Deutschlands unternahmen und am 23724. September 1938 — anscheinend
noch mit 9 Personen — in Freiburg weilten. Eine gewisse organisatorische Betreuung
lag bei der NSKW, offenbar eine Verlegenheitslösung. Wie Verkehrsamtsleiter Denz-
linger am 6, Oktober dem Oberbürgermeister mitteilte, habe die Stadt die Hälfte der
Musikkosten beim Kameradschaftsabend in Höhe von 15 RM getragen und eine
Stadtführung organisiert. Außerdem hätten „die Gäste je einen geschnitzten Flaschenkorken
und die teilnehmenden Damen eine kleine Parfumflasche mit aufgemalten
Trachten" erhalten.

Einer Einladung zu dem Kameradschaftsabend hatte Oberbürgermeister Kerber
wegen „Urlaubs" nicht folgen können, und auch Bürgermeister Hofner war „durch
anderweitige Dienstgeschäfte" verhindert gewesen. Immerhin: über das Gartenamt
war kostenlos eine Trikolore zur Verfügung gestellt worden.

Wenige Tage nach dem Besuch hatte sich die internationale Lage vorübergehend beruhigt
: Am 29. September 1938 wurde das Münchner Abkommen unterzeichnet, das
die Tschechoslowakei verpflichtete, die Sudetengebiete an das Deutsche Reich abzutreten
. Schon am 1. Oktober schrieb der Bürgermeister von Montbeliard — zugleich

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