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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0026
scheinlich, daß die betreffenden Stadttore ihre Namen nach bestimmten Personen trugen
. Gleiches gilt auch für den einen Weg entlang des östlichen Fußes des Breisachberges
schützenden Turm mit Tordurchfahrt, der den Namen Muggensturm nach einer
damals in Breisach lebenden Bürgerfamilie trug.185 Ahnliches könnte selbst für
das Kapftor (später Armbrustertor, auch SaLmentor) vermutet werden, denn eine Familie
Kaphe ist in dieser Zeit in Breisach nachweisbar.186 Doch könnte es auch nach
einem hier gelegenen Beobachtungspunkt benannt sein, der in Südwesten häufiger als
Kapf bezeichnet wird, was von kapfen = gaffen abgeleitet wird.187 Die Tore der ältesten
nördlichen Unterstadt Breisachs haben dagegen ihre Namen nach ihrer Lage
(Rheintor) oder ihrem Aussehen erhalten (Kupfertor).188 Die übrigen Tore der südlichen
Unterstadt, wie Grendeltor (nach Schlagbaum), Ziegeltor (nach Ziegelofen),
Grüntor (nach Insel im Rhein) interessieren hier weniger, weil sie erst dem
14, Jahrhundert angehören dürften.189 Die hier ermittelten Tatbestände werden durch
den Vergleich mit den größeren Städten der Umgebung Breisachs, wie Freiburg,
Straßburg und Basel erhärtet, wo ähnliche Torbezeichnungen nach Personennamen
im Hochmittelalter mehrfach nachgewiesen werden können.190

Es gilt daher eine Erklärung für das aufgezeigte Faktum zu geben. In der mittelalterlichen
Belagerungstechnik waren die Stadttore besondere Angriffsziele für den
Feind und daher erheblich gefährdet. In Italien wurden deshalb besondere Bürgergruppen
zur Verteidigung der einzelnen Stadttore bestellt, weshalb die von diesen
bewohnten Stadtbezirke als portae bezeichnet wurden,195 Wieweit ähnliches in
Deutschland nachgewiesen werden kann, braucht hier nicht erörtert zu werden. Auf
alle Fälle setzte man mindestens seit dem hohen Mittelalter in vielen Städten Wachhabende
für die einzelnen Tore ein, die diese morgens öffnen und abends nach Läuten
der Glocke absperren mußten. Sie waren anscheinend auch im Kriegsfall zu deren
Verteidigung verpflichtet. Für den Südwestraum wird dies durch einen Schiedsspruch
des Abtes von St. Gallen in einem Streitfall der Stadt Konstanz vom Jahre 1255 bestätigt
: unde suln die burger jedigliches tors slüzel bevelhen bideren lüten, da si unser
herre der bischof wizze.192 In Villingen wird im Falle eines Geschelles (Aufruhrs)
1293 festgelegt: Die da der tair (= tore) slüssel haut, die suln zu den torn louffen und
suln du besliessen.193 In Neuenburg sollten noch im 17. Jahrhundert sechs ehrbare
Mannen die drei Schlüssel der drei Stadttore bewahren und schließen.194 Auf ähnliche
Bestimmungen aus Norddeutschland brauche ich nicht näher einzugehen.195
Man kann vielmehr davon ausgehen, daß in Breisach die Verhältnisse ähnlich lagen.
Denn als es 1331 zu Auseinandersetzungen zwischen dem Rat und den zünftigen Bewohnern
kam, bestimmte der Rat in einer neuen Verfassung, daß die Schlüssel zu den
Stadttoren den Bürgermeistern zu übergeben seien.196 Doch scheinen die bis dahin
bestehenden Zustände bald wieder hergestellt worden zu sein. Denn 1474 konnte
Peter von Hagenbach bestimmen: und ir sollen nitflirbas haben . . . die Schlüssel all
zu den thon191

Aus dem hier Dargelegten ergibt sich also mit Sicherheit, daß das Phlegelerstor seinen
damaligen Namen nicht einem als Amtsperson anzusehenden Phleger zu verdanken
hat, sondern einem Träger des Familiennamens Phlegeler.198 Dies wird dadurch
bestätigt, daß solche Namensträger im HStV (S. 69 Register) mehrfach genannt werden
. Ferner bewohnte ein Pflegellin zwei unmittelbar an diesem Tor gelegene Häuser

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