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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0064
sters. Aussagekräftige Belege über Verwalter des Klostergutes in der Stadt und Gemarkung
Kenzingen stammen erst aus der Zeit des ausgehenden Mittelalters. 1485
waren die Tennenbacher Mönche Hans von Baden und Michel Syetz von Malterdingen
als Schaffner in der Pflegschaft Kenzingen tätig. Tennenbach verwaltete also
während des gesamten Mittelalters seinen Kenzinger Hof selbst und errichtete einen
Verwaltungsbezirk mit dem Mittelpunkt Kenzingen, wobei die landwirtschaftlichen
Güter verpachtet waren.

Neben dem am Stadtrand zu lokalisierenden Stadthof verfügte das Kloster über ein
zweites, während des gesamten Mittelalters selbstgenutztes Haus am Markt bei den
Kleiderverkaufsständen. Hier konnten die Mönche über den Kenzinger Markt Stoffe
aus der Klosterschneiderei absetzen.

Auffilligerweise gingen in schriftlichen Zeugnissen überlieferte Häuser durch
Schenkungen bzw. Verschuldung in den Besitz des Klosters über,155 die vom ehemaligen
Eigentümer als Leibgeding gegen Zahlung eines geringen Jahreszinses weitergenutzt
werden konnten. Soweit Aussagen über die einzelnen Schenker und Schuldner
möglich sind, standen sie in einem engeren Verhältnis zu Tennenbach.

In den 1280er Jahren scheint das Kloster in der Stadt Fuß zu fassen. Noch vor 1330
befand sich Tennenbachs Wirtschaftskonzeption im Umbruch, so daß die Mönche
ihren Verwaltungsmittelpunkt von der Grangie in die florierende Stadt verlagerten.
Dies zeigt deutliche Parallelen zum Raum Villingen, wo man nach Aufgabe der Roggenbacher
Grangienwirtschaft 1323 ein gemauertes Haus mit Ziegeldach für 30 Mark
Silber in der Stadt Villingen erwarb.156 Auch hier gingen Aufgabe der Eigenbewirtschaftung
und Ausbau des Stadthofs Hand in Hand. Die Abtei verfügte in Kenzingen
bis um 1330 sicher nur über das Große Haus am Markt, ein Haus von Andreas Stehel-
lin, ein Haus beim Niederen Tor, Teile des Gutes von Bertold Stehellin, auf dem der
Stadthof partiell errichtet wurde, das Drittel eines weiteren Hauses, eine Kelter sowie
andere Häuser, von denen das Kloster Zinsen erhielt, ohne daß Besitzrechte nachzuweisen
wären. Aus den 1320er und 1330er Jahren liegt eine wahre Flut von Tennenbacher
Urkunden zu Kenzinger Häusern, Renten und sonstigen Besitzungen vor. Fast
40 % aller den Kenzinger Besitz betreffenden mittelalterlichen Schriftzeugnisse stammen
aus diesen zwei Jahrzehnten. In jenen Jahren wurde auch das Güterbuch angefertigt
. Tennenbach betrieb unter Zenlins157 Führung eine aktive, zum Teil sogar
aggressive Besitzpolitik. Bis um 1350 kamen so weitere neun beieinander liegende
Häuser hinzu, die sich in der Nähe des Stadthofes bei der Brotgasse befanden und
an Kenzinger Bürger auf Lebzeiten ausgegeben waren, sowie weitere Häuser, von
denen die Mönche Zinsen bezogen. Allerdings gelangten nach 1340 nur noch zwei
Häuser durch Schenkung an das Kloster. Eine deutliche Zäsur folgte 1370/71, als die
Mönche Zinsen verkaufen mußten, um liquide zu bleiben. Erst 1398 konnten sie wieder
eine Gülte ablösen* Während des 15. Jahrhunderts läßt sich kein neuer Hauserwerb
nachweisen. Im Gegenteil, die Mönche waren ständig gezwungen, ihren Besitzstand
in der Stadt überhaupt zu erhalten, wobei sie ihre finanziellen Reserven in
Aus- und Umbauten investierten. Dies wurde durch ständige Auseinandersetzungen
um Häuser oder Zinsen mit Kenzinger Bürgern erschwert. Zu Ende des Mittelalters
besserte sich die Situation merklich, so daß die Mönche in bescheidenem Rahmen
ihren Besitz zu entschulden suchten.

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