Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0130
die Äbtissin geltend gemacht, daß „durch die Plünderung im Jahre 1800 . . . das Kloster
alle Vorräthe und was irgend von Werth gewesen, verlohren habe " Tatsächlich
muß das Kloster Günterstal den badischen Beamten keinen reichen Eindruck gemacht
haben, denn zu der weiteren Bemerkung der Äbtissin: „Es sey übrigens nie viel von
Silber und Kostbarkeiten vorrätig gewesen", wird bemerkt: „was sich dann auch wirklich
aus der ganzen Einrichtung des Hauses schließen läßt."

Bei den auf dem Stiftsvermögen haftenden Lasten wird zu den Ausgaben für den
Beichtvater erwähnt, daß auf Grund der Auflösung des Klosters in Günterstal eine
Lokalkaplanei errichtet werden müsse, die einen Besoldungsaufwand an Geld und
Naturalien von 500 £1 bedinge, zuzüglich eines bestimmten Betrages für den jährlichen
Kirchenbedarf. Keine Einwendungen wurden gegen die weitere Entlohnung der
Waldbannwarte, des Schullehrers und des Nachtwächters erhoben. Für das Armenwesen
in Günterstal sollten 50 fl zur Verfügung gestellt werden. Das Ergebnis der ge-
samten Erhebungen und Überlegungen der Klosterkommission unter Maler fanden
ihren Niederschlag in einem Bericht an den Großherzog.20 Die Einkünfte des Klosters
wurden mit 15 609 fl jährlich beziffert. Unter Berücksichtigung der sich ergebenden
Verpflichtungen errechnete der Hofkommissar Nettoeinkünfte von 7 482 fl.
Er erwähnte in seinem Bericht, daß mit höheren Einkünften bereits in absehbarer Zeit
zu rechnen sei, wenn die Unterhaltszahlungen für die meist alten Schwestern entfallen
, die zu günstigen Pachtverträge für Mundenhofen und Grezhausen auslaufen würden
und durch günstigere Abmachungen ersetzt werden könnten. Zwar hat Kommissar
Maler der Äbtissin bescheinigt, ihr Vorsteheramt wohl wahrgenommen und das
Klostervermögen nach Kräften gemehrt zu haben. Er hat aber die vorhandenen
„Kirchen- und andere Pretiosen" als zu unbedeutend angesehen und es für nicht
glaubhaft gehalten, daß durch eine Plünderung im Jahre 1800 fast alles verloren gegangen
sein sollte. Er wollte deswegen noch eine weitere Untersuchung anstellen.

Die einzelnen Vorschläge des Berichts wurden im Geheimen Rat behandelt;21 hinsichtlich
der Pensionen, die den Schwestern auszuwerfen waren, wurde bestimmt:
„daß dieses Stift, als ein adeliches Damen Stift, einer mehrer Rüksicht verdiene, und
der Würde und dem Rang nach ungefiihr wie das Stift Frauenalb . , , zu behandeln"
sei. Die Pensionen der Konventualinnen erfuhren deshalb eine leichte Anhebung.

Als die Äbtissin von den Dotierungen Kenntnis erhielt, wandte sie sich, über den
ehemaligen Kastenvogt Baron von Baden, an den Großherzog: „Nach eingetretener
Auflösung des alten adelichen Damenstifts Güntherstal, dem ich 40 Jahre als Äbtißin
vorstand, rechne ich es mir als Vorsteherin zur letzten Pflicht, nicht für mich, sondern
für meine Mitschwestern, eine unterthänigste Bitte für gnädigste Erhöhung ihrer
ausgeworfenen Pensionen Euer königliche Hoheit in ehrfurchtsvollem Zutrauen vorzutragen
. Ordnung und Häuslichkeit dieses Stiftes vermochten allein, daß der Fond
in schwersten Zeiten schuldenfrey blieb, und nun über 300 000 fl geschätzet, an das
landesfürstliche Aerarium übergehen konnte, der auch um so weniger durch Pensionslast
gedrückt wird, als ohne mich nur noch 11 Stiftsglieder ... zu pensionieren
sind, von denen die Meisten schon das siebenzigste Lebensjahr erreichet . . "

Die Äbtissin hat den Großherzog sehr deutlich auf das große Vermögen hingewiesen
, das das Land dem Konvent genommen hatte. Auch hat sie es nicht unterlassen^
auf das erzwungene Verlassen des Klosters hinzuweisen. Die angesprochene Groß-

128


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0130