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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0148
Gerade in Baden erlebte die Öffentlichkeit mit der Durchsetzung der Pressefreiheit
, wenn auch nur für kurze Zeit, die „Frucht der mächtigen Aussaat". Dieser Erfolg
der badischen Liberalen fiel zeitlich mit dem Höhepunkt der Polenfreundschaft
zusammen, und auf den ab März stattfindenden Presse- und Freiheitsfesten wurde
immer wieder die Allianz zwischen Polen und Deutschen im Kampf um die Freiheit
betont. Auf deutscher Seite sah man den errungenen Erfolg in ursächlichem Zusammenhang
mit dem Novemberaufstand. Auf dem Freiburger Pressefest am 1. März
1832, dem Tag, an dem das neue liberale Pressegesetz in Kraft trat, erhob der Prorektor
der Universität und Kammerabgeordnete Johann Georg Duttlinger sein Glas „auf
das Andenken des 29. November 1830 in Warschau", da man ohne diesen denkwürdigen
Tag nicht in der Lage sein würde, den 1. März 1832 in Baden zu feiern.31 Das
liberale Pressegesetz bot der Polenfreundschaft nun zusätzliche Entfaltungsmöglichkeiten
. Am Tag des Inkrafttretens dieses Gesetzes erschien in Freiburg zum ersten
Mal „Der Freisinnige. Freiburger politische Blätter", herausgegeben von einer Aktiengesellschaft
, hinter der sich führende Liberale wie Rotteck, Welcker und Duttlinger
verbargen. Das „erste ganz freie Organ der deutschen Presse" wurde nun auch
in den Dienst der polnischen Sache gestellt. Schon in seiner zweiten Ausgabe begann
der „Freisinnige" mit der Veröffentlichung einer Artikelserie, verfaßt vom „polnischen
Bürger-Soldaten C. G ",32 In den von Rotteck herausgegebenen „Allgemeinen
Politischen Annalen" setzte sich die ausführliche Berichterstattung fort. Friedrich
Giehne, Redakteur beim „Freisinnigen" berichtete über „die neuesten politischen Begebenheiten
" in Polen, und ab Sommer 1832 erschienen zusätzlich „ Actenstücke zur
Geschichte der polnischen Revolution", eine deutsche Ubersetzung aus der in Zakroc-
zym erschienenen „Nationalzeitung".

Außerhalb des Großherzogtums, wo die Presseverhältnisse weniger günstig waren,
setzte unterdessen die Politisierung der Polenvereine ein. Schon am 19. November
1831 meldete das „Konstitutionelle Deutschland", daß „in vielen Gegenden Deutschlands
die Unterstützungsvereine für die Polen sich bereits in Rettungsvereine Jffir deutsche
Freiheit und Nationalehre umgewandelt haben." Diese Art der Politisierung betraf
aber lediglich einen Teil der Polenvereine, vor allem in der Rheinpfalz und in
Rheinhessen, deren Vertreter sich im Januar 1832 auf einem Treffen in Oppenheim
einfanden. Von dieser Zusammenkunft gingen entscheidende Impulse zur Gründung
des „Preß- und Vaterlandsvereins" am 29. Januar 1832 aus.33 Das Zweibrücker Zentralkomitee
wurde unter der Leitung von Johann Georg August Wirth und Philip Jakob
Siebenpfeiffer zur Schaltstelle des Preßvereins, der vor allem in der bayerischen
Rheinpfalz weite Verbreitung fknd. Durch Mitgliedsbeiträge sollte die liberale Presse
unterstützt werden, um auf diese Weise die Grundlage für ein „geeintes republikanisch
-demokratisches Deutschland" zu sichern.34 Mit dieser Konzeption stellte der
Preßverein die organisatorische und funktionelle Weiterentwicklung der Polenvereine
dar.

Auch in Baden entstand eine Filiale des Preßvereins. Ab März 1832 trafen sich im
Haus des Herbolzheimer Arztes Franz Ludwig Herr Oppositionelle der unterschiedlichsten
politischen Couleur. Unter ihnen befanden sich zahlreiche Freiburger
Polenfreunde. So zum Beispiel Max Ruef, Mitherausgeber des „Freisinnigen" und
Schwiegersohn Rottecks, der Polenarzt Dr. Schilling, Rechtsanwalt v. Berg, dessen

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